Women‘s March: Protest in Rosa

sah. «Women of the World, unite!» Weltweit mit rosa Wollmützen gegen Sexismus und Diskriminierung: «Pussy Hats» spielen auf eine der vielen sexistischen Äusserungen des US-Präsidenten Donald Trump an. Trumpismus provoziert lautstarken feministischen Protest weltweit. Ein Rückblick.

In den letzten zwei Jahren gingen bei Demonstrationen gegen Sexismus und Diskriminierung in der Schweiz und anderswo AktivistInnen auf die Strasse. Insbesondere gegen Trumpismus zogen am 18. März 2017 wie auch am 23. Januar 2018 Massen durch den öffentlichen Raum in Zürich. Women‘s March Zürich und Genf sind Chapter und auch «Sister March» des Women‘s March, der am 21. Januar in der US-Hauptstadt Washington stattgefunden hatte. Der Marsch der Frauen reiht sich in Frauenproteste weltweit ein. Trump ist hier Symbol und Realität zugleich – mit einer Politik, die sexistische, rassistische, trans- und homophobe Praktiken und sozioökonomische Ungleichheit beinhaltet und die Diskriminierung von Menschen aufgrund Alter, FLTIQ, Handicap, Religion oder Abstammung fördert und indigene Völker benachteiligt. Am Samstag, dem 19. Januar 2019 fand der zweite Women‘s March in Zürch statt.

Mit Wollmützen gegen Sexismus und Diskriminierung
«Gender Equality», «Patriarchy my Ass» oder «Women of the World, unite!»: Mit rosa Wollmützen gegen Sexismus und Diskriminierung. In Zürich protestierten Anfang 2017 viele Menschen und zogen als bunter Zug vom Helvetiaplatz durch die Innenstadt bis zur Stadthausanlage beim Bürkliplatz. Pink, Rosa und Violett waren Farben des Protestzugs. Männer, Frauen und Kinder, Hunde und sogar Stofftiere trugen selbstgestrickte Pussy Hats. Alle hatten sich trotz des Regenwetters an diesem Nachmittag hier versammelt. Pussy Hats sind Wollmützen mit abgebundenen oder abgenähten Ecken, die Katzenohren darstellen.
Seit der Weltuntergangsstimmung nach der Bekanntgabe der Wahl von Donald Trump riefen AktivistInnen dazu auf, Mützen für den «Women‘s March» am 2017 in Washington zu stricken. «Pussy Hat» spielt auf eine der vielen sexistischen Äusserungen des Wahlsiegers Trump an, bei der er gesagt haben soll: Wenn du ein Star bist, lassen sie dich machen. Pack sie an der Pussy. Du kannst alles machen («grab by the pussy»). Die rosa Mützen haben zwei Frauen aus Los Angeles spontan erfunden. Das Wort «Pussy» (bei Trump für «Muschi», heisst aber auch «Schlappschwanz») wird dabei destigmatisiert zu rosa Katzenohren («pussy» heisst Kätzchen) und umgewandelt in ein Symbol von Frauen-Empowerment und politischem Protest. «Seit dem ersten Women’s March ist der Pussy Hat also zum Symbol des Frauenaktivismus geworden», so Franziska Egli Beller von Women’s March Geneva. Damals in Washington wurden nach den VeranstalterInnen 500’000 TeilnehmerInnen bei der Demo 2017 gezählt, wo neben Frauenrechten auch Themen wie LGBTIQ-Rechte, Einwanderung, ArbeitnehmerInnenrechte, Waffengesetze und Klimaschutz thematisiert wurden. Vor allem aber war die Forderung wichtig: Alle Menschen sollten uneingeschränkt ihre selbst gewählte Identität leben können. Unterstützt wurde Washington von über 600 Märschen in anderen Städten wie Neu-Delhi, Tokio, Beirut, Accra und Buenos Aires, Paris, Prag und Amsterdam. Teilnehmerstark waren Chicago mit 150’000, New York mit 200’000 und Boston und London mit je 100’000 Menschen im Widerstand. Natürlich haben die Proteste nicht nur 2017 stattgefunden, sondern gehen immer weiter in Form von Kleinprotesten, Blogeinträgen oder Informationsveranstaltungen. Auch die Schweiz zog nach. Bereits am 8. März 2017 strickten man an Pussy Hats bei einem «Strick-In». Am Mittag trafen sich AktivistInnen beim Bundeshaus zum Stricken.

Trump als Symbol und auch Realität
Rote Schirmmütze «Make America Great Again» vs. rosa Wollmützen. Auf Demoplakaten erklärt ein Aktivist T-R-U-M-P als Tyrant, Ruthless, Usurper, Malignant und Pervert (als Tyrann, skrupellos, Usurpator/Thronräuber, bösartig und pervers). Sicher ist: Donald Trump wird wohl eine Ausnahme unter den bisherigen amerikanischen Präsidenten bleiben. Schon allein deshalb, weil er zuvor noch nie ein politisches Amt bekleidet hat. Die Heinrich-Böll-Stiftung fasst im Papier «Trump und der Populismus» zusammen: Typisch war bei Trumps Wahlkampf, dass der jetzige Präsident die Grenzen des politischen Diskurses immer wieder mit Inhalten inakzeptabel durchbrochen hatte, die allgemein unter dem Stichwort Chauvinismus zusammengefasst werden können. Zunächst hatte Trump mit frauenfeindlichen Äusserungen Aufmerksamkeit erregt. Beispiel dafür ist die Verharmlosung sexueller Übergriffe. Rassistische Kommentare kamen dazu, bei denen Trump beispielsweise aussagte, dass Mexiko nur Kriminelle über die Grenze «schicke».
Interessanterweise nahm Trumps Unterstützung bei beleidigenden Äusserungen und der darauffolgenden Kritik immer zu und nicht ab. Seine Strategie kann als Angriff auf die Werte der liberalen Elite gesehen werden. Beim «Phänomen Trump» hat man den Eindruck, dass eine Person ein Land oder eine ganze Gesellschaft im Alleingang verändert. Doch in Wirklichkeit ist es so, dass Gesellschaften eigene Politiker produzieren, die dann bisher verborgen gehaltene politische Inhalte ansprechen und sie erfolgreich in den öffentlichen Diskurs bringen. Wie kam Trump an die Macht? Es gibt Erklärungsversuche: Weisse ArbeiterInnen und gering verdienende Menschen mit Abstiegsängsten, die ihre Arbeitsplätze durch Immigranten gefährdet sehen oder nie vom Wirtschaftsaufschwung profitieren konnten, wählten den heutigen US-Präsidenten. Konservative Weisse mit geringem Bildungsstand haben das Gefühl, dass ihre Stellung gefährdet ist und ihnen der Aufstieg verwehrt wird. Sie haben sogar das subjektive (und nicht korrekte) Gefühl, dass sie zu einer Minderheit werden und fühlen sich so bedroht. Trump steht selbstsicher, laut und unnachgiebig als maskuline Figur da. Frech liefert er ein Vorbild und klare Orientierung in Zeiten, in denen alte und traditionelle Lebensmodelle abgelöst werden. Es findet eine Abgrenzung in Form von «wir Amerikaner und die anderen wie Muslime oder Mexikaner» statt. Doch auf den Widerstand zu diesen neuen patriarchalen Ideologien muss nicht gewartet werden. In Washington haben Proteste begonnen – weltweit ausgestrahlt findet man heute in vielen Ländern immer wieder Demonstrationen gegen Sexismus und Diskriminierung.

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