Zuvo: Druck auf Streikende

Nach drei Schwerpunktstreiks – zwei in Zürich und einer in St. Gallen – reagiert die Geschäftsleitung der Zuvo mit massivem Druck gegenüber den streikenden Verträger/innen: alle erhielten eine schriftliche Verwarnung, im Wiederholungsfall werde auch eine Entlassung in Erwägung gezogen!

Die Verträger/innen sollen dafür bestraft werden, dass sie sich an einem durch die Gewerkschaften rechtmässig ausgerufenen Streik beteiligten. Die Gewerkschaften comedia und Kommunikation fordern die Zuvo auf, die Verwarnungen umgehend zurückzunehmen und sie aus den Personaldossiers zu entfernen. Lehnt dies die Zuvo ab, werden die Gewerkschaften gerichtliche Schritte vorbereiten.

Hunderte von Verträger/innen der Zuvo beteiligten sich am 26. August, 11. und 19. September an drei Schwerpunktstreiks. Dadurch protestierten sie gegen die massiven Lohnsenkungen und brachten zum Ausdruck, dass sie auch bereit sind für ihre Anliegen zu kämpfen. Die Geschäftsleitung der Zuvo wusste aber kein anderes Vorgehen zu wählen, als die Streikenden schriftlich zu verwarnen und ihnen zu drohen, dass in einem Wiederholungsfall auch eine Entlassung in Erwägung gezogen würde! Diese Bestrafung ist rechtswidrig, da die streikenden Verträger/innen nur einem rechtmässigen Streikaufruf der beiden Branchengewerkschaften Kommunikation und comedia folgten. Die zwei Gewerkschaften fordern die Zuvo mittels eines eingeschriebenen Briefes auf, die Verwarnungen sofort zurückzuziehen und sie aus den Personaldossiers zu entfernen.

Vor kurzem wollte die Zuvo zuerst die Gewerkschaften mit der Androhung von juristischen Schritten und Schadensersatzklagen knebeln. Mit der jetzt vorgenommenen schriftlichen Verwarnung gegenüber den streikenden Verträger/innen bringt die Firma Zuvo aber noch zusätzlich mit aller Deutlichkeit ihre kalte und unsoziale Haltung gegenüber dem Personal zum Ausdruck. Mit der Androhung einer Entlassung beim Wiederholungsfalle begibt sich die Zuvo im Weiteren auf das Parkett der Rechtsmissbräuchlichkeit. Mit diesem Handeln bestätigt die Zuvo abermals klar, dass sie an einer Verhandlungslösung mit den Gewerkschaften nicht interessiert ist.

Die Gewerkschaften Kommunikation und comedia bedauern die arrogante Haltung der Geschäftsleitung der Zuvo sehr. Die Gewerkschaften halten weiterhin an ihrer Forderung – Rücknahme der massiven Lohnsenkungen – zugunsten der Verträger/innen fest. Bestärkt worden in ihrer Haltung sind die Gewerkschaften auch durch zahlreiche von Abonnent/innen in den vergangenen Tagen eingegangenen Solidaritätsbriefe zugunsten der Verträger/innen.

Protest des Verkaufspersonals in Zürich

Es brodelt im Detailhandel. Immer längere Betriebszeiten ohne zusätzliches Personal und fehlende Schutzbestimmungen für die Angestellten führen zu unhaltbaren Zuständen. 300 verärgerte VerkäuferInnen von der Zürcher Bahnhofstrasse forderten am Donnerstag, 17. September an einer Protestkundgebung faire Arbeitsbedingungen im Detailhandel.

Das Motto des protestierenden Verkaufspersonals liess keine Zweifel offen: „Nein zu immer längeren Ladenöffnungszeiten – Nein zu immer schlechteren Arbeitsbedingungen!“. Die 300 Verkäuferinnen und Verkäufer unterzeichneten an der Kundgebung einen offenen Brief an die City Vereinigung Zürich. Der Dachverband der Arbeitgeber müsse endlich seine Verantwortung wahrnehmen und zu fairen Arbeitsbedingungen Hand bieten. Es sei nicht haltbar, dass der Kampf um Marktanteile auf dem Buckel des Personals ausgetragen werde. Die demonstrierenden Verkäufer/-innen wollen die immer längeren Ladenöffnungszeiten und die dadurch stetig schlechter werdenden Arbeitsbedingungen nicht mehr akzeptieren und fordern die City Vereinigung zu Verhandlungen auf.

Immer länger

Im Anschluss zogen die Demonstrierenden zu den umliegenden fünf grossen Warenhäusern und hinterliessen vor jedem dieser Geschäfte einen mannshohen Aufkleber mit der klaren Botschaft: „Samstags bis 20 Uhr? Nicht mit uns!“. Die betroffenen Manor, Jelmoli, C&A, Migros und Globus gelten zusammen mit Coop als Initianten für die jüngste Verlängerung der Ladenöffnungszeiten am Samstagabend bis 20 Uhr an der Zürcher Bahnhofstrasse.

Hintergrund des Konfliktes sind die in immer kürzeren Abständen erfolgenden Verlängerungen der Ladenöffnungszeiten. Im Kampf um Marktanteile versuchen sich die einzelnen Shoppingzentren und Einkaufsgebiete mit längeren Öffnungszeiten gegenseitig Kunden abzujagen. Die wöchentliche Betriebsdauer der Verkaufsgeschäfte wurde in den letzten Jahren bereits um bis zu 20 Prozent ausgedehnt – und dies bei tendenziell sinkenden Personalbeständen und ohne jegliche Schutzmassnahmen für die Angestellten.

Die grosse Mehrheit des Verkaufspersonals ist keinem Gesamtarbeitsvertrag unterstellt. Während es in anderen Branchen mit unregelmässigen Arbeitszeiten z.B. Schichtmodelle mit Zulagen, Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Schutzbestimmungen für das Personal gibt, dominieren im Detailhandel oft Willkür, Tiefstlöhne und der Grundsatz „wer nicht mitzieht, der fliegt!“.

Die heutige Kundgebung zeigt: das Verkaufspersonal hat die Nase voll! Die Arbeitgeber aus dem Detailhandel sind aufgefordert, die Anliegen der Angestellten nicht mehr länger zu ignorieren und endlich Hand zu fairen Arbeitsbedingungen im Verkauf zu bieten.

Die Streiks bei der Zuvo gehen weiter

Der Aufruf der Gewerkschaften Kommunikation und comedia zu einem dritten Schwerpunktstreik der VerträgerInnen der Zustellorganisation Zuvo war wiederum ein Erfolg. Nach dem 26. August 2009 in Zürich und dem 11. September 2009 in St. Gallen erhielten heute Morgen wiederum Tausende von AbonnentInnen in Zürich ihre Tageszeitungen nicht.

Das Personal quittierte mit ihrer Streikaktion die sture Gesprächsverweigerung der Zuvo mit der «Roten Karte». Weiterhin fordern die Verträger/innen die Rücknahme der gegenüber ihnen beschlossenen massiven Lohnsenkungen. Heute Morgen fand bereits der dritte Schwerpunktstreik der Verträger/innen der Zuvo statt – zum zweiten Mal in Zürich. Die Beteiligung war deutlich höher als am 26. August 2009. Damit zeigten die Verträger/innen der Geschäftsleitung der Zuvo mutig ihr Unverständnis gegenüber der bisherigen, sturen Gesprächsverweigerung gegenüber ihnen und den Gewerkschaften. Nicht nur werden Tausende von Abonnentinnen und Abonnenten mit dem Nichterhalten ihrer abonnierten Zeitungen bestraft. Auch gegenüber den Verträger/innen zeigt die Geschäftsleitung der Zuvo mit dem weiteren Festhalten an den massiven Lohnsenkungen ihr kaltes und unsoziales Gesicht.

Die Gewerkschaften Kommunikation und comedia wiederholen mit aller Deutlichkeit nochmals ihre Verhandlungsbereitschaft gegenüber der Zuvo. Zusätzlich wurden heute Morgen in den Städten Zürich und St. Gallen über 290’000 Flugblätter mittels Versand durch die Post in alle Haushaltungen dieser Städte verteilt. Darin wird u.a. für Verständnis über die Streikaktionen der Verträger/innen geworben, wie auch zur Solidarität mit dieser von massiven Lohnsenkungen betroffenen Arbeitnehmendengruppe aufgerufen.

Sollte die Geschäftsleitung der Zuvo weiterhin an ihrer bisher ablehnenden Haltung gegenüber den Anliegen der VerträgerInnen und den Gewerkschaften festhalten, muss auch in den nächsten Tagen an weiteren Orten im Zustellgebiet der Zuvo mit Streikaktionen gerechnet werden.

Kahlschlag beim Tagi und Bund!

Die Mediengewerkschaft comedia verurteilt den massiven Abbau bei Tages-Anzeiger und Bund: 79 Vollzeitstellen werden abgebaut.

Nach Wochen und Monaten voller Ungewissheit und Gerüchte – worunter vor allem das Personal zu leiden hatte – hat Tamedia heute ihre Pläne für die Berner Tageszeitung «Der Bund» und den «Tages-Anzeiger», bekannt gegeben: 79 Vollzeitstellen werden abgebaut. Das bedeutet eine Reduktion um praktisch ein Viertel der Belegschaft beim Tagesanzeiger und um mehr als ein Drittel beim Bund. Zwei Stellen gehen zudem in der Redaktion Berner Zeitung verloren.
Durch die faktische Zusammenlegung zweier Redaktionen an zwei Standorten, die ausserdem durch die redaktionelle Neuausrichtung des Tages-Anzeiger, der vermehrt mit der online-Plattform newsnetz und der Gratiszeitung news verbunden werden soll, tritt nun ein, wovor Kritiker schon seit längerem
warnen: Die Zeitungen erscheinen zwar unter verschiedenen Titeln, aber mit nahezu gleichem Inhalt.

Weiterer Kahlschlag

Comedia ist bestürzt über den enormen Abbau – und verurteilt diesen weiteren Kahlschlag in den Redaktionen. Im vergangenen Jahr hat Tamedia 100 Millionen Franken Gewinn erwirtschaftet. Allein für die Übernahme von Edipresse werden 226 Millionen eingesetzt. Statt am Personal ­ und damit nicht zuletzt an der Qualität ­ zu sparen, könnte das Geld auch für den Erhalt des Standards in den Redaktionen existierender Zeitungen eingesetzt werden.
Der Tamedia-Verlag hat als mittlerweile grösster und einflussreichster Herausgeber von Zeitungen und Zeitschriften in der Schweiz, nicht nur dem Personal gegenüber eine riesige Verantwortung, sondern auch gegenüber seiner Leserschaft und der Öffentlichkeit. Wenn die Vielfalt und die Qualität der Medien in Gefahr geraten, ist auch die demokratische Meinungsbildung in Gefahr.
Jetzt setzt das Konsultativverfahren ein. Das Personal hat nun Gelegenheit, Massnahmen vorzuschlagen um 1. den Abbau zu vermeiden, 2. dessen Umfang zu reduzieren 3. wo die Kündigungen unvermeidbar sind, deren Folgen aufzufangen. Dafür ist ein Sozialplan nötig, der den finanziellen Verhältnissen von Tamedia entspricht.
comedia unterstützt alle Beschäftigten von Tages-Anzeiger, Bund und Berner Zeitung in dieser schwierigen Zeit.