Fruchtsaft statt Wurst

Yves Genier. Die grossen Fleischunternehmen wie Bell und Orior kaufen in letzter Zeit Gemüseanbauer und Fruchtsafthersteller auf. Grund sind sinkende Umsätze in der Fleischbranche und der Versuch, sich in der Branche der Fertiggerichte breitzumachen.

Es ist, als ob ein Autofabrikant auf die Herstellung von Velos umschwenkt; eine verkehrte Welt. Die Fleischindustrie, die uneingeschränkt über die Koteletts und Würste unserer sommerlichen Grillabende herrschen, kauft schrittweise, ohne viel Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit, Gemüseanbauer und Fruchtsafthersteller auf. Und nicht irgendwelche: biologisch produzierende.

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Weg mit den Zweitwohnungen!

tai. Der linksgrün dominierte Stadtrat von Zürich will nichts gegen das Problem der Zweitwohnungen unternehmen, obowhl sie zur Wohnungsknappheit und Verdrängung beiträgt. Die PdA fordert, dass die Zweitwohnungen verboten werden. Es geht immerhin um vier Prozent der Wohnungen.

Der von den linksgrünen Parteien dominierte Stadtrat hat es abgelehnt, aktiv gegen die Wohnungskrise in der Stadt Zürich vorzugehen. Er sieht «aktuell keinen unmittelbaren Bedarf, regulierend in den Zweitwohnungsmarkt einzugreifen».

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Free Turgut Kaya!

Turgut Kaya

ATIK. Dem linken Oppositionellen Turgut Kaya droht in Griechenland die Auslieferung an die Türkei, wo ihn Folter und lebenslange Haft erwarten. Seit dem 31. Mai befindet er sich im Hungerstreik, um gegen den Auslieferungs-beschluss zu protestieren sowie seine politische Identität zu verteidigen und für seine Freilassung zu kämpfen. Aufruf zur Solidarität.

Turgut Kaya wurde bei seiner Einreise in Griechenland im Februar 2018 während einer Polizeikontrolle im Städtchen Orestea aufgrund einer Interpol-Fahndung festgenommen. Anschliessend erliess der Vernehmungsrichter von Alexandroupoli einen Haftbefehl, woraufhin er in das Gefängnis von Komotini gebracht wurde.

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Der Zivil-Putsch Erdogans

Seyhan Karakuyu. Trotz Stimmenverlust behält die türkische Regierungspartei AKP mit der ultrarechten MHP die Mehrheit im Parlament. Recep Tayyip Erodgan bleibt weiterhin Präsident und kann seine autoritäre Herrschaft ausbauen. Es dürfte Wahlbetrug stattgefunden haben.

Am 24. Juni 2018 wurden in der Türkei die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen durchgeführt. Recep Tayyip Erodgan hatte die für November 2019 vorgesehenen Wahlen vorgezogen. Obschon der Opposition bewusst war, dass Erdogan mit dieser Massnahme einem möglichen Putsch oder dem Verlust der Unterstützung zuvorkommen wollte, willigten sie ein und traten die Wahlen unter unfairen Bedingungen an.

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Keine Menschenrechte für Oppositionelle

Ruslan Kotsaba

Peter Nowak. Auf einer Konferenz in Berlin sprachen JournalistInnen und PolitikerInnen, über massive Repression der Ukraine. Das fängt bei Drohungen an und geht bis zum Mord an kritischen JournalistInnen. In der westlichen Welt herrscht darüber Schweigen.

JournalistInnen und Kriegsdienstverweigerer werden verfolgt, verprügelt und landen im Gefängnis.

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Mai im Donbass

Renate Koppe/UZ. Seit vier Jahren herrscht in Donezk Krieg zwischen der abtrünnigen Region, die sich zur Volksrepublik erklärte, und der Ukraine. Die Unterstützung der Volksrepublik durch die Bevölkerung ist noch immer deutlich zu spüren. Ein Reisebericht aus der Donezker Volksrepublik.

Der Mai ist in der Donezker Volksrepublik (DVR) eine besondere Zeit. Auf den 1. Mai folgen der Tag des Sieges, der 9. Mai, und der 11. Mai, der Tag der Republik, in diesem Jahr der vierte Geburtstag der DVR. Am 11. Mai 2014 stimmte eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung des ehemaligen Verwaltungsbezirks Donezk der Ukraine für die Schaffung einer souveränen Volksrepublik.

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Neoliberale Ausrichtung

Kerstin Sack/Jonatan Pfeifenberger. Ecuador erlässt ein neues Wirtschaftsgesetz und wendet sich wieder dem IWF und der Weltbank zu. Unternehmen und Banken werden profitieren. Im öffentlichen Sektor soll gespart werden.

Das ecuadorianische Parlament hat ein Gesetz zur Stärkung der Wirtschaft mit Stimmen aus dem Regierungslager und der Opposition verabschiedet.

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Vertrauen und Mut zusprechen

dab. «Legitimer Protest» des in Frankreich lebenden israelischen Regisseurs Eyal Sivan und der französischen Filmproduzentin Armelle Laborie informiert vertieft über die Kampagne für einen kulturellen und akademischen Boykott Israels und die europäische «Boykott, Desinvestment, Sanktionen»-Bewegung (BDS).

Israels Kultur- und Wissenschaftsexport ist imagefördernd in der Welt. Mit der relativen Freiheit der Kultur feiert sich Israel als tolerantes und offenes Gemeinwesen mit demokratischer Diskussion und grossem Meinungsspektrum. Die meist staatlich kontrollierten akademischen Institutionen und die Mehrheit der Intellektuellen und AkademikerInnen arbeiten an der Aufrechterhaltung, Verteidigung und Rechtfertigung von Unterdrückung und Verfolgung der PalästinenserInnen mit. Deshalb setzt der BDS-Boykott hier an. Ein Wirtschaftsboykott wäre wohl nicht möglich, da Israel sehr gut in den globalisierten Kapitalismus eingebettet ist.

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Erdrutschsieg für Linkskandidat AMLO

Amlo-Andres Manuel Lopez Obrador

Philipp Gerber. Andrés Manuel López Obrador (im Volksmund: AMLO) von der neuen, linken Partei Morena gewann die Präsidentschaftswahlen mit 53 Prozent der Stimmen. Gross ist die Hoffnung, aber auch die Gefahr, enttäuscht zu werden. So warnt die EZLN, dass der Verwalter zwar ausgewechselt wurde, der «Fincabesitzer» aber der gleiche geblieben ist.

Gut 30 Millionen MexikanerInnen (von insgesamt 89 Millionen Stimmberechtigten) haben Andrés Manuel López Obrador bei seinem dritten Anlauf auf das Präsidentenamt ihr Vertrauen ausgesprochen.

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Die Dorfgemeinschaft als Ideal

Julius Nyerere

Eric Diggelmann. Tansania ist vor allem für Safaris und die Massai-Stämme bekannt. Was ist jedoch die Geschichte dieses Staates? Gab es da nicht diesen «Afrikanischen Sozialismus» oder «Ujamaa-Sozialismus»? Teil 2 der Hintergrundreihe «sozialistische Geschichte».

1961 wurde Tanganjika, das Territorium auf dem afrikanischen Festland, unabhängig durch friedliche Verhandlungen. Der eher prowestliche Präsident Julius Nyerere regierte das Land als erster Präsident. Ein moderat kapitalistischer Kurs wurde in der Wirtschaft geführt und eine enge Zusammenarbeit mit anderen Unabhängigkeitsbewegungen in Afrika gefördert.

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Mit Glossen in die Sommerferien gaukeln …

Auch der vorwärts macht Sommerpause… wir erscheinen wieder Anfang September… Schöne Sommerzeit!

Hans Peter Gansner. Bevor es in die «grosse Sommerpause» geht, wird die Badehose eingepackt (ausser man ist NudistIn) und ein paar leckere Pausenbrötchen (mit Schinken, Käse oder vegetarisch oder vegan) für unterwegs. Und los kann die Reise gehen, die uns unter anderem zu einem Ort führt, wo es Chili auf Tofu gibt.

Kurz vor den Sommerferien flattern dem kopfwehgeplagten Journis die neuen Gourmetbibeln ins Haus. Diesmal wollte sich der verantwortliche Redaktor einer dieser Renommierschinken in der welschen Ausgabe besonders gelehrt zeigen und trumpft in seinem Edito mit Lateinisch auf – leider mit einem Fehler in drei Wörtern, schreibt er doch als fetter Zwischentitel «In vinum veritas», wo doch jeder Gymeler weiss, dass es heissen muss «In vino veritas».

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Der Zürcher Generalstreik von 1912

Das Volkshaus in Zürich wurde 1912 militärisch besetzt.

sit. Genau am Erscheinungstag dieser vorwärts-Ausgabe vor 116 Jahren fand in Zürich der Generalstreik statt. Über 20 000 ArbeiterInnen nahmen an der Demonstration teil. Die Repression war gewaltig: Das Volkshaus wurde militärisch besetzt, der Vorstand der Arbeiterunion verhaftet, städtische Angestellte entlassen und 13 Streikführer ausgeschafft.

Freitag, 12. Juli 1912: Der Zürcher Generalstreik beginnt um 9.00 Uhr mit einer Protestversammlung im Quartier Aussersihl, an der über 20 000 ArbeiterInnen teilnehmen. Es folgt eine beeindruckende, friedliche Demonstration durch die Stadt. Am Nachmittag hält Robert Grimm, der 1918 eine treibende Kraft des Landesgeneralstreiks sein wird, eine Rede vor 18 000 Menschen. Der Tramverkehr ist durch die Besetzung der Depots lahmgelegt.

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Koalition der Kriegswilligen

Horst Teubert. Vor Kurzem wurde eine neue europäische Militärformation gegründet. Die Europäische Interventionsinitiative soll schnelle Entscheidungen über gemeinsame Kriegseinsätze ermöglichen.

Die Europäische Interventionsinitiative geht zurück auf die europapolitischen Vorstösse, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am 26. September 2017 in seiner programmatischen Rede an der Sorbonne vorgestellt hat.

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Die EisenbahnerInnen geben nicht auf

Georg Polikeit. Die seit Anfang April immer wieder zwei Tage streikenden französischen EisenbahnerInnen wollen ihren Kampf gegen die «Liberalisierung» und möglich werdende Privatisierung des staatlichen Eisenbahnunternehmens SNCF und gegen die damit verbundenen Verschlechterungen für die Beschäftigten nicht aufgeben, obwohl das französische Parlament am 13./14. Juni das von Staatschef Macron gewollte Gesetz zur «SNCF-Reform» endgültig verabschiedet hat.

Die vier als «repräsentativ» anerkennten Gewerkschaften in dem Unternehmen haben sich zunächst darauf geeinigt, an den geplanten Streiktagen bis Ende Juni festzuhalten. Allerdings mit einer Änderung: für die 17. Streiksequenz am 22./23. Juni hatten die «reformistischen» Gewerkschaftsbünde CFDT und UNSA die Aussetzung des Streiks befürwortet, weil in der Zeit vom 18. – 25. Juni in Frankreich die schriftlichen BAC-Prüfungen (gleich dem deutschen Abitur) stattfinden und die Prüflinge nicht durch Zugausfälle und lange Wartezeiten belästigt werden sollten. Dafür einigte man sich darauf, den letzten geplanten Streiktag am 28. Juni nochmals zu einem besonderen Höhepunkt der Mobilisierung zu machen.

Gegen Arbeitsplatzvernichtung
Für den gleichen Tag (28.6.) riefen auch mehrere Gewerkschaften sowie Studenten- und Schülerorganisationen zu einem erneuten gemeinsamen landesweiten Aktionstag auf. Dabei geht es generell um den Erhalt bedrohter Sozialleistungen, um den Protest gegen Macrons neoliberale Wirtschafts- und Sozialpolitik generell, für Lohn- und Gehaltserhöhungen und dadurch erhöhte Kaufkraft, gegen Arbeitsplatzvernichtung, Rentenkürzungen, die Streichung von Wohnungsbeihilfen und andere soziale Untaten. Zu den Initiatoren gehören neben der CGT auch wieder die eigentlich eher zum reformistischen Lager zählende «Force Ouvrière» (FO), die autonomen Gewerkschaften Solidaires/SUD sowie die UNEF (Nationaler Studentenverband), UNL (Nationale Schülerunion) und FIDL (Unabhängige demokratische Schülervereinigung). Unter anderem sind die Beschäftigten der öffentlichen Dienste, der Gas- und Stromversorgung, der Strassenverkehrsunternehmen, der Metallindustrie, der Sozialversicherung, des sozialen Wohnungsbaus und anderer Sozialeinrichtungen von ihren Gewerkschaftsverbänden zu Arbeitsniederlegungen und zur Teilnahme an den Demonstrationen und Kundgebungen der Gewerkschaften aufgerufen. Die Schüler- und Studentenorganisationen beteiligen sich, um insbesondere ihren Protest den gegen «Parcoursup» zum Ausdruck zu bringen. Das ist die von der Regierung eingeführte neue Methode zur Verteilung von Studienplätzen, die die Auswahl derjenigen, die einen Studienplatz bekommen, und derjenigen, die nicht zu den gewünschten Fachrichtungen zugelassen werden oder angesichts des Mangels an Studienplätzen gar keinen Studienplatz bekommen, einer rein schematisch funktionierenden Internet-Software überträgt. Sie wird auch als eine Methode der «sozialen Selektion» bezeichnet, weil sich bei der ersten Anwendung im Juni 2018 bereits erwiesen hat, dass damit nachweisbar Jugendliche aus den ärmeren Wohngegenden und Bevölkerungsschichten deutlich benachteiligt werden.
Wie es nach dem 28. Juni mit dem Kampf der EisenbahnerInnen weitergehen wird, ist derzeit noch nicht genau abzusehen. Der Streik der SNCF-Beschäftigten ist mit 36 Streiktagen innerhalb von 12 Wochen (zusammengenommen also mehr als ein ganzer Monat Arbeitsniederlegungen) schon jetzt der längste Streikkampf in Frankreich mindestens in den letzten 30 Jahren. Er hat zwar nicht zum totalen Stillstand des Eisenbahnverkehrs, aber doch zu erheblichen Einschränkungen geführt. Oft fuhren, vor allem wegen der teilweise über 50 Prozent liegenden Beteiligung der Lokführer und des Fahrpersonals, nur einer von drei oder fünf fahrplanmässig vorgesehenen Zügen.
Diese lange Dauer ist um so bemerkenswerter, als die Streiktage nicht bezahlt werden und keine gewerkschaftlichen Streikgelder gezahlt werden. Die Beteiligten hatten deshalb erhebliche Lohneinbussen bis zu mehr als einem Monatsgehalt zu verkraften. Das ist einer der Gründe, warum die Fortsetzung des Streiks in der bisherigen während der Sommermonate wohl so nicht durchgehalten werden könnte. Abgesehen davon, dass in Frankreich am 7. Juni für einige Regionen die grossen Sommerferien beginnen, an denen natürlich auch die Eisenbahnbeschäftigten in den Urlaub verreisen, also nicht an Arbeitsniederlegungen teilnehmen können.

Neue Phase
Bei einer Beratung der vier «repräsentativen» Gewerkschaftsbünde am 19. Juni ergab sich, dass keine Übereinstimmung über die Fortsetzung des Kampfes und die zu verwendenden Kampfmethoden über den 28. Juni hinaus erreicht werden konnte. Die bisherige Einheit der vier Gewerkschaftsbünde konnte also nicht auch für die neue Phase nach dem 28. Juni erreicht werden. Zwar waren sich alle TeilnehmerInnen der Beratung weitgehend einig, dass die Dreierrunde eines «Runden Tisches» von Arbeitsministerin, Gewerkschaften und Unternehmerverband am 15. Juni, die nach langem Beharren der Gewerkschaften auf der Einberufung einer solchen Zusammenkunft durch die Regierung zustande kam, kaum positive Ansätze erkennen liess.
Die Regierung hatte sich im Einvernehmen mit der SNCF-Direktion trotz aller Einwände der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften als völlig unnachgiebig erwiesen, was die von ihr vorab festgelegten drei «Grundrichtungen» der gewollten «SNCF-Reform» anbetrifft: Umwandlung der bisher staatlichen Eisenbahngesellschaft in eine Aktiengesellschaft in öffentlichem Eigentum, Öffnung des Eisenbahnbetriebs für private Konkurrenzunternehmen gemäss den Vorschriften der EU und Abschaffung des besonderen Beamtenstatus der EisenbahnerInnen bei allen Neueinstellungen ab dem 1. Januar 2020. Aber auch für die nun anstehenden Verhandlungen über die Ausführungsbestimmungen zu dem beschlossenen Gesetz gab es keine positiven Signale.
Dabei geht es insbesondere um Verhandlungen über einen Branchentarifvertrag für die gesamte Eisenbahnbranche und alle dort Beschäftigten, unabhängig davon, ob sie in der öffentlichen SNCF-AG verbleiben oder auf von Privatunternehmern betriebene Strecken u und Einrichtungen versetzt werden, sowie um eine gesonderte Betriebsvereinbarung für diejenigen, die weiter bei der SNCF beschäftigt bleiben.

Präsidentenerlasse
Während Regierung, Unternehmer und von ihnen beeinflusste Medien vehement verkünden, dass mit der Annahme des Gesetzes im Parlament die Auseinandersetzung nun zu Ende sein müsse und weitere Streiks keiner Legitimität mehr hätten, wird von der CGT darauf verwiesen, dass der parlamentarische Prozess mit der Annahme des Gesetzes noch nicht abgeschlossen ist. Rund 80 Prozent des «Reformvorhabens» seien noch zu regeln. Denn manche Artikel des beschlossenen «Reformgesetzes» enthalten lediglich die Festlegung, dass zu bestimmten Fragen noch «Ordonnanzen» erlassen werden, also Präsidentenerlasse ohne erneute Parlamentsdebatte. Andere Artikel besagten, dass das Nähere durch Regierungsverordnungen geregelt werden soll. Da sind also noch eine Menge Einzelfragen offen.
Deshalb steht es für die CGT, die stärkste Gewerkschaft bei der SNCF, ausser Frage, dass der Konflikt auch über den 28. Juni hinaus mit weiteren Kampfaktionen fortgesetzt werden muss. Das Dreiertreffen mit Regierung und Unternehmerverband am 15. Juni habe keinerlei Signale in Richtung «realer Garantien» ergeben, weder hinsichtlich der bereits angekündigten weiteren Einschränkung des Frachtbereichs (Güterverkehr) noch hinsichtlich der Erhalts der Nahverkehrslinien, der Sicherung der notwendigen Beschäftigtenzahl zur Sicherung eines pünktlichen Zugverkehrs noch des den Beschäftigten zugemuteten Einzugsgebiets zu ihren Arbeitsplätzen.

Kritik der Gewerkschaften
Die in Solidaires/SUD zusammengeschlossenen «autonomen» Gewerkschaften vertreten die gleiche Haltung, kritisieren aber zugleich, dass die bisherige Streikform (zwei Tage Streik, drei Tage Pause) nicht genügend Durchsetzungskraft entwickelt habe und die Streikbeteiligung an manchen Tagen zu wünschen übrig gelassen habe, weil die Beschäftigten kein Vertrauen dazu gehabt hätten, dass Regierung und Unternehmensleitung damit zum Einlenken gezwungen werden könnten.
Die «reformistischen» Gewerkschaften UNSA und CFDT waren jedoch offenbar empfänglicher für den Druck, der mit der Argumentation ausgeübt wurde, dass der Konflikt mit der Annahme des Gesetzes beendet werden müsse und weitere Streiks keine Legitimation mehr hätten. Nach einer Telekonferenz mit den regionalen Verantwortlichen erklärte die UNSA, der zweitstärkste Gewerkschaftsbund bei der SNCF, dass sie ihre Anhänger nicht zu weiteren Streikaktionen im Juli aufrufen werde. Sie wolle sich mehr auf die anstehenden Verhandlungen über den Branchentarifvertrag und die Betriebsvereinbarung konzentrieren. Allerdings wurde dabei nicht völlig ausgeschlossen, dass unter Umständen auch weitere Aktionen veranlasst werden könnten, wenn sich Unternehmerverband und SNCF-Direktion in den Verhandlungen als völlig ablehnend gegenüber gewerkschaftlichen Vorschlägen erweisen. Eine Tagung des Nationalrats der CFDT am 19. Juni hat sich auf eine ähnliche Haltung festgelegt.
Die CGT hingegen erklärte nach einer Tagung ihres Exekutivkomitees mit Vertretern aus allen Regionen des Landes am 20. Juni in einer Pressemitteilung, dass sie «während der Monate Juli und August regelmässig zum Streik aufrufen» werde. Die genauen Daten würden schrittweise bekannt gegeben «in Abhängigkeit von Fortschritten oder nicht bei den Verhandlungen, die den Forderungen der EisenbahnerInnen entsprechen müssen». Die CGT werde alles Notwendige tun, damit diese Termine «so einheitlich wie möglich» durchgeführt werden können. Das erste Datum wird laut einer Äusserung von Laurent Brun, Generalsekretär der EisenbahnerInnengewerkschaft der CGT, «die erste Juli-Woche» sein. Die konkreten Tage sollen Ende Juni bekanntgegeben werden.

KomplizInnen der Rüstungsfirmen

dab. Der Bundesrat änderte auf Druck der Lobby der Rüstungsindustrie die Kriegsmaterialverordnung, die neu Exporte in Bürgerkriegsregionen erlaubt. Die soeben eingereichte Kriegsgeschäfte-Initiative will Investitionen in die Rüstungsindustrie verbieten.

Angesichts von mehr Aufträgen, mehr Umsatz und mehr Jobs in der hiesigen Industrie frohlockte im Februar die «Handelszeitung»: «Selbst Rüstungsfirmen rüsten auf!» Als Beispiel für die «neu erlangte Schaffenskraft» nannte die Zeitung den Thurgauer Panzerhersteller General Dynamics European Land Systems, früher Mowag, der hundert neue Jobs schaffe. » Weiterlesen

Dublin und die Schweiz

Heiner Busch. Das Dublin-System regelt, welcher Staat für die Behandlung eines Asylgesuchs zuständig ist. Innerhalb des Dublin-Raumes wird das Gesuch von Asylsuchenden nur einmal geprüft. Seit fast zehn Jahren wendet die Schweiz die Dublin-Verordnung an. Eine Bilanz.

Im Juni 1990 unterzeichneten die für Einwanderungs- und Asylfragen zuständigen MinisterInnen der damals zwölf Staaten der Europäischen Gemeinschaft das Dubliner Abkommen. In Sachen Asylpolitik steht der Name der irischen Hauptstadt seitdem für folgende Regeln: » Weiterlesen

«Wir kämpfen für alle»

Rechts Lauren Mc Court

Peter Lazenby. Im Mai streikten abermals McDonald’s-ArbeiterInnen in Grossbritannien. Die «McStreiks» haben mittlerweile auch Streiks in anderen Restaurantketten inspiriert. Ein Gespräch mit Lauren McCourt, die in einer Filiale in Manchester streikte und versucht, ihre KollegInnen für den Arbeitskampf zu organisieren.

Die ArbeiterInnen in der Gastronomie leiden unter Ausbeutung, schlechten Löhnen und unsicheren Arbeitszeiten. In Grossbritannien wehren sie sich jetzt. Die BFAWU-Gewerkschaft aus der Branche organisiert auch bei der Fastfoodkette McDonald’s. Im September wurde in McDonald’s-Filialen in Cambridge und Crayford gestreikt (vorwärts berichtete). Es war der erste Streik in der 44-jährigen Geschichte des Konzerns in Grossbritannien. Im letzten Monat folgten Streiks in fünf Filialen, darunter zwei in Manchester. Die ArbeiterInnen verlangen nicht das Unmögliche von McDonald’s – nur einen Mindestlohn von 10 Pfund pro Stunde die Möglichkeit von festen Arbeitszeiten. Sie wollen ebenfalls die Abschaffung der altersabhängigen Bezahlung, bei der jüngere KollegInnen vom Unternehmen finanziell bestraft werden, nur weil sie jünger sind. Momentan führen die Null-Stunden-Verträge dazu, dass die ArbeiterInnen ihre Miete nicht bezahlen können, wenn sie nicht genügend Arbeitsstunden im Monat bekommen.
Die Streiks umfassen nicht viele McDonald’s-Filialen und -ArbeiterInnen, aber sie erhielten breite Unterstützung von anderen Gewerkschaften und der Öffentlichkeit. Und die Zahl an Gewerkschaftsmitgliedern steigt unter ihnen. Die Streiks sind Teil eines Kampfes gegen den Konzern auf beiden Seiten des Atlantiks und darüber hinaus. In den USA kämpft die SEIU-Gewerkschaft für einen 15$-Mindestlohn. Die zwei Gewerkschaften sind in Kontakt miteinander. McDonald’s-ArbeiterInnen aus den USA haben sich sogar einem Protest ihrer britischen KollegInnen in einer Filiale in London angeschlossen, ebenso waren Leute aus Schweden und Neuseeland dabei. Der Protest war Teil der Globalen Protesttagen von McDonald’s-ArbeiterInnen. Unter den Streikenden in Manchester war die 23-jährige Lauren McCourt.

Was waren deine Erfahrungen mit dem Streik und der gewerkschaftlichen Organisierung?
Lauren McCourt: Ich bin eine McStreikerin aus Manchester und nahm am nationalen Streik der McDonald’s-ArbeiterInnen vom 1. Mai teil, mit dem wir unter anderem für 10 Pfund die Stunde kämpfen. Immer wieder fragen mich die Leute, was eine Gewerkschaft überhaupt ist. Sie haben ernsthaft nie zuvor davon gehört. Ich habe ihnen versucht, zu erklären, dass jene ihre Rechte am Arbeitsplatz verteidigen und ihnen helfen, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. Die Antwort schien sie nicht zu begeistern. Niemand glaubt, dass sie in Schwierigkeiten geraten, und denken, dass eine Mitgliedschaft bei der Gewerkschaft deshalb bloss Geldverschwendung wäre.
Nach dem ersten Streik im September letzten Jahres begannen sich die Dinge im meinem Laden zu verändern. Die Leute zeigten plötzlich Interesse, weil sie zum ersten Mal sahen, wie Leute wie sie gegen dieselben Probleme kämpften, die auch sie hatten – und dabei gewannen. Der erste Streik hat zur grössten Lohnerhöhung bei McDonald’s geführt seit Jahrzehnten. Ich habe realisiert, dass es für uns ArbeiterInnen nicht ausreicht, die Gewerkschaft als eine Art Versicherung zu haben. Wir brauchen die Gewerkschaft, um Veränderungen an unserem Arbeitsplatz herbeizuführen und aktiv und gemeinsam dafür zu kämpfen, dass es auch dazu kommt. Die Zahl der gewerkschaftlich Organisierten hat seit dem ersten Streik zugenommen, weil immer mehr junge ArbeiterInnen sehen, dass, wenn wir zusammen kämpfen, höhere Löhne, bessere Verträge und Arbeitsbedingungen gewonnen werden können. Daran haben sie nie gedacht, weil wir in der Post-Thatcher-Ära aufgewachsen sind, in der die Gewerkschaften nicht mehr so kämpferisch sind. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb unsere Löhne überhaupt so tief sind. Wenn wir vereinzelt bleiben und nicht zusammen in einer Gewerkschaft sind, können uns die ChefInnen ausbeuten, wie es ihnen gefällt.

In den letzten Wochen haben die Angestellten der US-Restaurantkette TGI Friday’s gegen schlechte Bezahlung und das Abziehen der Trinkgeldern gestreikt.
Genau. Sie sagen, sie wären vom McStreik inspiriert worden und hätten unsere Parolen auf ihren Streikposten gerufen. Wir können schon sehen, was passiert, wenn man zusammen kämpft: Es inspiriert solche wie du selbst, das gleiche zu tun. Unsere Bewegung ist aus der Kampagne «Fight For $15» (Kämpfe für 15$-Mindestlohn) aus den USA entstanden, mit der sie nicht nur die Löhne für FastfoodarbeiterInnen erhöhen konnten, sondern den gesetzlichen Mindestlohn in mehreren Bundesstaaten von 7,25 auf 15 Dollar verdoppelt haben. Das ist genau, wofür wir kämpfen.
Die Probleme, die wir haben – Null-Stunden-Verträge, tiefe Löhne und altersabhängige Bezahlung –, sind die gleichen, die Tausende andere Menschen in diesem Land haben. Wir kämpfen für sie alle. Es beginnt hier. Ich hoffe, sie sehen, was wir machen, und werden inspiriert, dasselbe zu tun, weil, wenn wir zusammenstehen und unsere zahlenmässige Stärke nutzen, werden wir immer mehr Macht haben als diejenigen, die uns misshandeln und ausbeuten. Dann werden wir gewinnen – wenn wir nicht mehr weniger akzeptieren, als was wir verdienen, und wir rumstehen und darauf warten, dass die Dinge von allein besser werden.

Waren vor allem junge Leute beim Streik aktiv?
Der Arbeitskampf bei McDonald’s geht nicht nur um junge Leute, auch wenn viele im Mittelpunkt der Aktionen standen. McDonald’s kümmert es nicht, wen sie ausbeuten. Was sie kümmert, ist, was auf ihrem Konto landet. Es ist der zweitgrösste Arbeitgeber der Welt und beutet systematisch die ArbeiterInnen aus. Es ist ein Unternehmen, das Profite in Milliardenhöhe einfährt. Die Gewerkschaftsbewegung braucht unbedingt mehr junge Leute. Wir müssen in den Schulen präsent sind, wie sie das früher gemacht haben. Die Gewerkschaften waren an den Berufsschulen, Fachhochschulen und Universitäten. Die Gewerkschaften müssen sich ändern, sonst repräsentieren sie nur Leute aus der Vergangenheit. Wir müssen den jungen Leuten zuhören, was sie wollen

Repression an der Pride

Lilly Zegdoum. Bullen, Bonzen, Banken raus aus der Pride! Am 18. Juni marschierten an der Pride Tausende LGBT-Menschen durch Zürich. DIe heuchlerische Marktetingstrategie «Pinkwashing» war überall präsent.

Pinkwashing ist eine Marketingstrategie, die dazu dient, sich als «progressiv» darzustellen und mit der «Unterstützung» von Rechten für LGBTs von ihrem anderem menschenrechtswidrigen Verhalten abzulenken.

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