Schallende Ohrfeige für ver.di Führung

Foto: ver.di

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Formal wurde mit 51% zwar eine mehrheitliche Zustimmung bei der Urabstimmung über den Lufthansa-Abschluss erreicht. Aber es ist klar, dass dieses Ergebnis eine schallende Ohrfeige für die ver.di Führung ist. Ver.di-Sprecher Reuter hatte noch vor wenigen Tagen eine deutliche Mehrheit für die Zustimmung erwartet. Bezieht man die besonders gefrusteten ver.di-Mitglieder ein, die erst gar nicht mehr an der Abstimmung teilgenommen haben, so kassierte die ver.di-Führung eine mehrheitliche Ablehnung ihres Schmusekurses gegenüber dem Lufthansa-Management.

Das Ergebnis zeigt in jedem Fall, dass mit einer konsequenten Fortführung des Streiks viel mehr drin gewesen wäre und die Mitglieder dahinter gestanden hätten. Dass die ver.di Führung das Ergebnis auf 7,2% schön rechnet, ändert nichts daran, dass in Wirklichkeit im Schnitt gerade mal 4,2% durchschnittlich aufs Jahr gerechnet heraus kommen. Gemessen an den Verzichtsabschlüssen der vergangenen Jahre sowie den aktuellen Preissteigerungen bleibt das viel zu wenig.

Um eine weiter Schwächung von ver.di zu verhindern, fordern die ver.di-Oppositionellen eine radikale Kurskorrektur. „Die Streikbereitschaft der Mitglieder war da. Ohne die bremserische Haltung der jetzigen Führung wäre eine volle Durchsetzung der Forderungen möglich gewesen.“ so Angelika Teweleit (Sprecherin für das Netzwerk für eine kämpferische und demokratische ver.di.).

„Auch wenn die Wut verständlich ist, setzen wir uns dafür ein, dass die unzufriedenen KollegInnen mit uns aktiv werden“, so Angelika Teweleit, „Statt Resignation und Passivität hilft uns nur selbst aktiv zu werden: Wir müssen die Gewerkschaften für unsere Interessen zurück erobern!“

Das Netzwerk will eine politische und personelle Alternative zur ver.di Führung aufbauen. „ Für uns geht kein Weg daran vorbei, den Kampf auch innerhalb von ver.di zu führen, denn hier sind 2,3 Millionen Mitglieder, die eine konsequente Vertretung ihrer Interessen verdient haben und nicht eine Politik des Ausverkaufs“, so Eckhard Geitz, ver.di-Aktivist und Unterstützer des Netzwerks.

Das Netzwerk fordert unter anderem ein Ende der materiellen Abgehobenheit von Spitzenfunktionären und die Begrenzung ihrer Gehälter auf den durchschnittlichen Tariflohn ihrer Mitglieder. Materielle Bereicherung oder Vergünstigungen für Spitzenfunktionäre, unter anderem durch ihre Aufsichtsratstätigkeit, lehnt das Netzwerk ab. Zudem setzt sich die Gruppe in ver.di für die Kontrolle der Basis bei Arbeitskämpfen ein.

„Es darf keinen Streikabbruch ohne mehrheitliche Zustimmung der Mitglieder mehr geben. Die Entscheidung darüber muss auf Streikversammlungen der Mitglieder getroffen werden und nicht am grünen Tisch.“, so Eckhard Geitz.

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Ein Kommentar

  • Urs Büchl

    Ist in der Schweiz der Widerspruch innerhalb der Gewerkschaften noch grösser zwischen denen, die sich bedingungslos auf den Kapitalismus einlassen und jene die ihn bekämpfen wollen. So ist es in Deutschland traurige Realität, dass die Gewerkschaften ausser sozialdemokratischen Mitbestimmungs-Schrott und geringer Mobilisierungsfähigkeit nicht mehr viel zu Stande bringen. Sie sind halt die sozialen Puffer…

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