Arbeiten rund um die Uhr?

Die Gewerkschaft Unia hat an ihrer Delegiertenversammlung vom 6. Oktober einstimmig festgehalten: Sie ist bereit, das Referendum gegen die derzeit im Parlament diskutierte Ausweitung der Nacht- und Sonntagsarbeit zu ergreifen.

Die parlamentarische Initiative Lüscher verlangt eine Änderung des Arbeitsgesetzes mit dem Ziel, den 24-Stunden-Betrieb bei Tankstellenshops einzuführen und somit die  Nacht- und Sonntagsarbeit auszuweiten. Der Bundesrat hat einen Gegenvorschlag ins Spiel gebracht, der ebenfalls eine Ausweitung der Nacht- und Sonntagsarbeit im Gesetz verankern will. Der Ständerat hat dem Vorschlag des Bundesrates zugestimmt, in der Wintersession wird die Vorlage im Nationalrat beraten.

Personal soll die Rechnung bezahlen

Mit der Vorlage wird das Verbot von Nacht- und Sonntagsarbeit ausgehöhlt und das Arbeitsgesetz weiter durchlöchert. Der Gesundheitsschutz der Angestellten wird dabei den Profitinteressen untergeordnet. Dies ist ein negatives Signal für alle Branchen. Mehr Nacht- und Sonntagsarbeit geht eindeutig auf Kosten der Beschäftigten. Bereits heute bietet die Verkaufsbranche häufig schlechte Arbeitsbedingungen und tiefe Löhne. Die Unia ist darum bereit, das Referendum gegen die Änderung des Arbeitsgesetzes zu ergreifen. Der Zentralvorstand hat die Kompetenz erhalten, nach der Beschlussfassung im Nationalrat über die Lancierung eines Referendums zu entscheiden.

SGB wird  nachziehen

Eine «Amerikanisierung» der Ladenöffnungszeiten wäre bei vielen der über 1600 Tankstellenshops in der Schweiz wohl bald Realität, hält auch der Schweizerische Gewerkschaftsbund ( SGB) fest. Er lehnt sowohl die Vorschläge Lüschers als auch die des Bundesrats ab, weil sie zu mehr Nachtarbeit führen würden. «Sollten sich die Deregulierungsbefürworter in der weiteren parlamentarischen Beratung durchsetzen, wird SGB über die Lancierung eines Referendums entscheiden. Entsprechende Forderungen an die Gremien sind bereits gestellt», schreibt der SGB in seiner Medienmitteilung vom 18.September.

Der Ständerat hat am 17.September den bundesrätlichen Vorschlag zur Umsetzung der Parlamentarischen Initiative Lüscher angenommen. Diese verlangt, dass Tankstellen an Autobahnen und «Hauptverkehrsstrassen» (potentiell also an jeder besseren Dorfhauptstrasse!) neu ihre Ladenöffnungszeiten auf 24 Stunden ausdehnen können, inkl. Sonntage. So könnte jeder Shop-Betreiber selbst entscheiden, ob er nachts überhaupt schliessen will.

Weitere Infos dazu hier

 

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Ein Kommentar

  • Uwe

    Einen Mindestlohn will hier niemand haben, aber eine Mindestanzahl Ladenöffnungszeiten die dann von niemandem mehr unterschritten werden dürfen ist legitim… ein völlig pervertiertes Weltbild das hier in die Gesellschaft reingetragen wird.

    Diese künstlichen Wettbewerbsideologen verdienen allesamt einen Preis für maximal asoziales Denken… aus spielerischem Wettbewerb der eigentlich Gesund ist und Spass macht wird ein wiederwärtiges Bild des Menschen der sich im permanenten Dauerwettberb in allen nur erdenklichen Bereichen der Gesellschaft befinden muss um existieren zu können.

    Noch vor 1-2 Generationen hätte man solche Vorschläge die alle Gesellschaftlichen Aspekte Oekonomischen Interessen völlig unterorden nur mit Kopfschütteln bedacht.

    Am liebsten werden solche „Freiheitlichen Fesseln“ dann gleich noch verbunden mit einer Aufhebung der maximalen Wochenarbeitszeit sowie den eh als ineffizient deklarierten 4 Wochen Ferien, eliminierung der von den Arbeitgebern bezahlte Sozialbeiträge, Temporäreinsätze und Arbeit auf Abruf die allesamt das Unternehmerische Risiko individualisieren.

    Gleichzeitig wird jegliche Möglichkeit das nun individualisierte Risiko auch tragen zukönnen eliminiert… der eigentlich soziale Menschnw ird gezwungen sich maximal asozail zu verhalten um bestehen zu können.

    Je weiter oben in der Gesellschaft man anlangt, desto verbindlicher und sozialer wird das ganze… unten herrscht die völlige unverbindlichkeit…

    Kein normaler Mensch hat sich eine globalisierte Welt gewünscht die den Mensch derart ausnützt, ausspielt, erpresst und Oekonomischen Interessen komplett unterordnet obwohl permanent Profite in Milliardenhöhe erwirtschaftet werden…

    Mehr als 30 Jahre Neoliberaler Umbau der Gesellschaft zeigen immer hässlichere Blüten…

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