Bilder für den Krieg

Klaus Wagener/UZ. Neue Einblicke in die Akten von Pentagon und CIA zeigen, dass die US-Regierung hinter den Kulissen an über 800 grossen Filmen und mehr als 1000 TV-Titeln mitgearbeitet hat.

Muhammad Ali sollte 1967 sagen: «Meine Gewissen lässt mich nicht auf meinen Bruder schiessen. Oder auf einige farbige Menschen, oder auf einige arme hungrige Menschen im Dreck. Für das grosse, mächtige Amerika. Und erschiessen für was? Sie haben mich nie Nigger genannt. Sie haben mich nie gelyncht, sie haben nie ihre Hunde auf mich gehetzt.»
Western-Held John Wayne war da ganz anderer Auffassung. Er fand, «arme Menschen erschiessen» sei doch eine super Sache.

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Volksinitiative «Sportstadt Züri» eingereicht!

 

In der Stadt Zürich soll die Bevölkerung kostenlos Sport machen können. Mit diesem Anliegen konnte Partei der Arbeit Zürich 4000 Personen überzeugen. Heute hat die PdA ihre Volksinitiative «Sportstadt Züri» bei der Stadt eingereicht.

«Die Initiative war ein voller Erfolg!», erklärte Tarek Idri, PdA-Gemeinderatskandidat für den Kreis 12, bei der Einreichung der fast 4000 Unterschriften. «Das überraschte uns nicht. Besonders für Menschen mit kleinem Portemonnaie gibt es in der Stadt nicht unbegrenzt Möglichkeiten, Sport zu machen. Überall werden Einritt oder Gebühren verlangt. Man hält die Menschen dadurch richtig vom Sport ab, dabei müsste es doch für die Gesellschaft genau ein Anliegen sein, die Bevölkerung für die sportliche Betätigung zu motivieren und sie damit gesund zu halten.»

Die Initiative «Sportstadt Züri» der Zürcher KommunistInnen hat konkret zum Ziel, dass alle Sport- und Badeanlagen der Stadt Zürich, darunter Eisbahnen, Rasensportanlagen und Sporthallen, der Bevölkerung und den kleinen Vereinen kostenlos zur Verfügung stehen. Beim Unterschriftensammeln zeigte sich, dass die Menschen empört sind über die hohen Eintrittspreise für die Badi, die immer weiter steigen. Momentan kostet ein einzelner Einritt in ein Hallen- oder Freibad 8 Franken für eine erwachsene Person, 6 Franken für Jugendliche und 4 Franken für Kinder. Für eine Familie kann das schnell mal 20 Franken werden – nicht eingerechnet Verpflegung und andere Kosten –, zum regelmässig Schwimmen gehen ermuntert dies nicht. Auch Jugendliche weichen aus diesem Grund lieber auf Anlagen aus, die frei zugänglich sind. Das ist ein Problem in dieser Stadt, in der Freiräume immer rarer werden. «Jugendliche haben in Zürich keinen oder wenig Freiraum, wo sie mit FreundInnen hingehen, Sport machen, zusammen sein und sich frei fühlen können. In dieser Stadt gibt es dafür kaum einen Ort», meint Nesrin Ulu, Gemeindratskandidatin der PdA im Kreis 3. «Wenn die Sportinitiative zustande kommt, könnten sie sich zumindest in den Badis und Sportanlagen frei bewegen.» Dieser Punkt ist wichtig für die PdA: Mehr Freiraum in der Stadt. Nesrin Ulu unterstreicht einen weiteren wichtigen Punkt: «Es ist eine absolute Absurdität und vor allem widerspricht es der gesetzlich verankerten Gleichstellung von Frau und Mann, dass die Männer-Badi gratis ist, aber die Frauen-Badi nicht. Dank unserer Initiative wird sich dies hoffentlich bald ändern.»

Im Durchschnitt werden die Sportanlagen der Stadt zu 85 Prozent subventioniert, sie sind also finanziell nicht selbsttragend. «In Anbetracht dessen stellt sich wirklich die Frage, weshalb die Stadt dann die ärmere Bevölkerung mit den Eintrittspreisen strafen muss», kritisiert Tarek Idri. Der PdA-Vertreter schüttelt den Kopf: «Die Stadt Zürich hat letztes Jahr einen Gewinn von 288 Millionen Franken gemacht. Kostenlose Sportanlagen liegen also definitiv drin. Es zeigt aber auch, dass die bisherige Sparpolitik der Stadt völlig verfehlt und unnötig ist. Die PdA fordert von ihr auch ganz klar, die Kürzungen im Service public zurückzunehmen.»

Partei der Arbeit Zürich

  1. September 2017
    Partei der Arbeit Zürich

Sein wie der Che

Aleida Guevara

Martin Schwander. Vom 18. bis 26. September weilt die kubanische Kinderärztin Aleida Guevara March in der Schweiz und wird aus Anlass des 50. Todestages ihres Vaters Ernesto «Che» Guevara an verschiedenen Veranstaltungen zu hören sein. Das Interview wurde schriftlich geführt, in der Zeitung «Unsere Welt» veröffentlicht und für den vorwärts leicht gekürzt.

Aleida Guevara, als Mitarbeiterin des Studienzentrums über Che Guevara und als Tochter: Können Sie den immer währenden Hype um Ihren Vater nachvollziehen oder stört er Sie manchmal?
Ich begreife die Liebe und den Respekt gegenüber einem Menschen wie meinem Vater. Hingegen stört mich, wenn sein Bildnis ohne Respekt und aus reiner Gewinnsucht verwendet wird. » Weiterlesen

Der angebliche Kompromiss

Die Abstimmung über die Rentenreform 2020 steht vor der Tür. Das linke Ja-Lager verkauft die Erhöhung des Frauenrentenalters und der Mehrwertsteuer sowie die Senkung der BVG-Rente als «ausgewogener Kompromiss». Die PdA lehnt die Reform ab und lanciert einen konkreten Vorschlag.

Ja oder Nein zur sogenannten Altersvorsorge 2020? Es wird knapp werden am 24. September. So viel steht heute schon fest, auch weil es die jüngsten Umfragen bestätigen. Umso wichtiger ist also die Abstimmungskampagne. Und darüber schreibt die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) in ihrer Ausgabe vom 19. August: «Die Kampagnenleiter beider Seiten hatten im Prinzip eine grundsätzliche Wahl zu treffen: Wollen wir den Bürgern reinen Wein einschenken, oder wollen wir die Abstimmung gewinnen? Beides zusammen geht praktisch nicht. (…) So ist der Abstimmungskampf ein Festival von Heuchelei, Irreführungen und Verschleierungen hüben wie drüben.» Wahrheit oder Sieg lautet also die Frage. Wer die Wahrheit über die Rentenreform sagt, riskiert zu verlieren, wer besser lügt, gewinnt. Also wird lieber gelogen. So die Aussage der «NZZ». Ein erbärmlicheres Zeugnis hätte die «NZZ» der bürgerlichen Demokratie nicht ausstellen können. Aber immerhin schreibt sie dabei die Wahrheit im Lügendschungel rund um die Rentenreform.

Auf welche Seite kippt die Waage?
Nun, dass die Bürgerlichen den Teufel an die Wand malen und ihre Lügengeschichten erzählen, wie etwa die vom fehlendem Geld in einem Land mit vielen reichen Menschen, ist nichts Neues. Bedenklich ist aber, dass auch das linke Ja-Lager, bei dem SP und Gewerkschaften federführend sind, ein «Argument» ins Feld führen, das nicht einfach so stehen gelassen werden kann: Behauptet wird, dass die Vorlage ein guter und «ausgewogener Kompromiss» sei. Ein Kompromiss zwischen wem bitteschön? Der Umwandlungssatz der BVG-Rente wird gesenkt. Das heisst konkret, weniger Rente für die Versicherten, sprich Lohnabhängigen, aus der zweiten Säule. Das kann als ihren Teil des Kompromisses verstanden werden. Was aber ist die Gegenleistung der Versicherungen? Welchen Beitrag leisten sie im Gegenzug? Werden ihr Vermögen oder ihre Gewinne etwas höher besteuert für die Finanzierung der Renten? Natürlich nicht. Wo ist daher der Kompromiss, worin besteht er?
Oder bei der Mehrwertsteuer: Es wird eine indirekte Steuer erhöht, die unsozial ist, da sie die tieferen Einkommen im Verhältnis viel stärker belastet als die höheren. Wenn dies ein Kompromiss sein soll, dann ist er ein verdammt schlechter. Und worin besteht der Kompromiss bei der Erhöhung des Frauenrentenalters? Die Frauen müssen ein Jahr länger arbeiten, leisten so einen Beitrag von 1,3 Milliarden Franken an den angeblichen «ausgewogenen Kompromiss». Was ist die Gegenleistung dafür? Und von wem wird sie erbracht? Mit wem hätten die Frauen überhaupt einen Kompromiss schliessen müssen? Mit den Männern?
Sind die 70 Franken Erhöhung pro Monat der AHV-Rente ein Kompromiss? Der Zustupf an die AHV-Rente wird durch die Erhöhung von 0,3 Prozent des Beitragssatzes finanziert, die brav zur Hälfe von ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen übernommen werden. Das linke Ja-Lager verkauft die 70 Franken als Erfolg, als wichtiger Pluspunkt innerhalb des «ausgewogenen Kompromisses». Sie stehen somit auf der linken Seite der Waage. Auf der rechten Seite derselben Waage finden sich die Erhöhung des Frauenrentenalters, die Senkung der BVG-Rente, die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Erhöhung der AHV-Beiträge. Auf welche Seite kippt nun die Waage?
Und so wird auch deutlich, dass die «Altersvorsorge 2020» in Sachen Finanzierung eine klare Sprache spricht: Bezahlen sollen die Werktätigen, vor allem die Frauen. Banken, Versicherungsgesellschaften, Multis, die Milliarden an Kapital haben und Millionen von Gewinnen absahnen, werden hingegen nicht zur Kasse gebeten. Daher nochmals die Frage: Welcher Kompromiss und zwischen wem?

Warum die Kröte schlucken?
Der einzige Kompromiss, der zustande kam, war zwischen «Links», «Grün» und «Mitte» innerhalb der Parlamentsmauern im Bundeshaus zu Bern. Er führte zu einer hauchdünnen Mehrheit von Mitte-Links für die Reform gegen die Stimmen von FDP und SVP. Ist das ein Erfolg? Nein, vielmehr zeigt dieser Kompromiss im Parlament die Niederlage auf der ganzen Linie der parlamentarischen Linke auf: Die Senkung des Umwandlungssatzes bei der beruflichen Vorsorge wurde 2010 von der SP und den Gewerkschaften noch vehement bekämpft. Es war ein absolutes No-Go und wurde an der Urne mit über 72 Prozent Nein-Stimmen verworfen. SP und Gewerkschaften jubelten, feierten einen wichtigen Sieg. Sieben Jahre später sind sie nun die Trägerinnen dieser langjährigen, bürgerlichen Forderung als Teil des «ausgewogenen Kompromisses».
Die Erhöhung des Frauenrentenalters ist für die SP und den Gewerkschaften «eine Kröte», die sie schlucken müssen. Warum schlucken sie das unappetitliche, schleimige Tierchen? Wer hat sie dazu gezwungen? Bisher galt die Erhöhung des Rentenalters als absolutes Tabu. Es wird gebrochen für einen angeblichen Kompromiss. Mehr noch: So wie die Senkung des Umwandlungssatzes ist auch die Erhöhung des Frauenrentenalters eine alte Forderung der Bürgerlichen. Sie bekommen somit auch in dieser Frage das, was sie schon lange wollten. Die Konsequenz davon ist, dass nun Tür und Tor offen steht für das Rentenalter 67 für alle. Eine Forderung, welche die FDP und die Arbeitgeber-Innenseite durch ihre Denkfabrik Avenir Suisse schon lange auf der Fahne geschrieben haben und immer lauter wird. Dass dieser Angriff in der aktuellen Rentenreform, die zur Abstimmung kommt, im Parlament von Mitte-Links abgewehrt wurde, ist eine Tatsache. Ein Erfolg? Nein, denn die Erhöhung des Rentenalters darf und soll für die Linke niemals Teil eines «Kompromisses» sein – egal was die Bürgerlichen wollen oder mit was sie drohen. Dies müsste eine Selbstverständlichkeit für die Linke sein.

Ein neues Rentensystem einführen!
Die Rentenreform ist kein «ausgewogener Kompromiss»; ein höheres Rentenalter und Rentensenkungen haben keinen Preis. So lehnt die Partei der Arbeit der Schweiz (PdA) die «Altersvorsorge 2020» kategorisch ab und ruft dazu auf, zweimal Nein zu stimmen. In ihrer Abstimmungsbroschüre hält die PdA fest: «In ihrer ganzen Geschichte hat die PdA die Grundsätze der sicheren, solidarischen und transparenten AHV-Renten verteidigt.» Gleichzeitig lanciert die Partei den Vorschlag, den obligatorischen Teil der beruflichen Vorsorge allmählich in die AHV zu integrieren, unter Wahrung des Besitzstandes aller Versicherten. Die PdA hat sich bereits konkrete Überlegungen gemacht, wie dieses Ziel erreicht werden kann. So soll das neue System der Altersvorsorge langsam aufgebaut werden, während gleichzeitig das alte System langsam ausläuft. Nach Annahme einer derartigen Initiative würden keine neuen Beiträge mehr an die Pensionskassen eingezahlt. Die gesamten Beiträge von Erwerbstätigen und ArbeitgeberInnen würden nun an die neue AHV fliessen. Die AHV-Renten berechnen sich einerseits nach der Anzahl Beitragsjahre in die alte AHV und andererseits nach der Anzahl Beitragsjahre in die neue AHV. Die heutigen Pensionskassen würden aber das angesparte Kapital der Versicherten weiter verwalten und richten ihnen nach ihrer Pensionierung eine entsprechende Rente aus. So wird der Besitzstand aller Versicherten garantiert. Sobald die Personen pensioniert werden, die von Beginn ihres Erwerbslebens an Beiträge in die neue AHV entrichtet haben – das heisst nach einer Generation –, ist der Übergang zum neuen System der Altersvorsorge vollendet. Weiter sieht der Vorschlag vor, dass die AHV-Renten innerhalb von zehn Jahren so angepasst werden, dass sämtliche Pensionierten einen Rentenbetrag (Pensionskasse eingerechnet) von mindestens 4000 Franken erreichen – was auch der zukünftigen AHV-Minimalrente entspricht. Die PdA hält fest: «Es darf nicht sein, dass in einem der reichsten Länder der Welt viele RentnerInnen knapp am Existenzminimum leben müssen!» Und sie schlägt «interessierten Organisationen» vor, eine entsprechende Volksinitiative gemeinsamen zu lancieren, denn für die Zukunft der AHV braucht es keine angeblichen Kompromisse, sondern einen radikalen Wechsel, der die AHV wirklich stärkt!

Kubas Kampf um Selbstbestimmung

Natalie Benelli. Am 8. Oktober 2017 jährt sich der letzte Tag im Leben von
Ernesto Che Guevara zum fünzigsten Mal. Nach dem Triumph der Revolution im Jahr 1959 trug Che massgeblich zum Aufbau einer neuen Gesellschaft in Kuba bei. Die USA antworteten mit Repression, Verleumdung und Unterwanderungs-versuchen. Die von Obama Ende 2014 angekündigte Normalisierung erwies sich als neue Taktik im Versuch, auf der sozialistischen Insel einen Regimewechsel herbeizuführen. Der Kampf um Kubas Selbstbestimmung geht weiter.

In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am 11. Dezember 1964 verteidigte der Anführer der kubanischen Delegation, Ernesto Che Guevara, das Recht der Völker auf Selbstbestimmung. Kuba bezeichnete er als «einer der Schützengräben für die Freiheit, nur wenige Schritte vom nordamerikanischen Imperialismus entfernt». Zum Zeitpunkt der Rede war die Insel seit knapp sechs Jahren von US-Vorherrschaft und Ausbeutung befreit, Diktator Batista vertrieben. Che war als Industrieminister und Chef der Nationalbank massgeblich an der radikalen sozialen und ökonomischen Umwandlung Kubas hin zu einer gerechten Gesellschaft beteiligt. » Weiterlesen

Aus Bern vertrieben

Redaktion. Der christlich-fundamentalistische «Marsch fürs Läbe» wird dieses Jahr nicht mehr in Bern stattfinden. Dass sich der Marsch im September 2017 in ein kleines Dorf in Obwalden verschieben muss, ist der Erfolg der langjährigen Proteste.

Jährlich treffen sich christliche FundamentalistInnen um gegen Abtreibung zu demonstrieren. Mit ihrem «Marsch fürs Läbe» fordern sie ein gesetzliches Abtreibungsverbot. Damit nehmen sie Frauen das Recht und die Selbstbestimmung, frei über ihren Körper zu entscheiden. Sie geben sich als lebensbejahend gegenüber allem Leben, verurteilen gleichzeitig aber ganze Lebensformen und Identitäten.

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Anarchy in the NZZ

Robert Best. Vor 90 Jahren wurden die italienischen Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti in den USA hingerichtet. Der Raubmord, der den beiden zur Last gelegt wurde, konnte ihnen nie zweifelsfrei nachgewiesen werden. Die bürgerliche Presse wurmt das noch heute.

Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) ist in Sachen Unschuldsvermutung meist sehr korrekt. Das Wort «mutmasslich» ist dort in regem Gebrauch. Bei Berichterstattung über Straftaten gilt: Verdächtige sind keine TäterInnen, sondern allenfalls mutmassliche TäterInnen. So weit, so einleuchtend, wenn auch leider nicht normal. Dass andere Medien das anders handhaben und auch Behörden nicht unbedingt besser sind, brachte die NZZ am 7. August selbst zur Sprache. 

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Teilsieg über Uber

tai. Nach strengeren Kontrollen von FahrerInnen sowie dem entschlossenen Kampf der TaxifahrerInnen und Gewerkschaften gegen Uber musste der Dumpingfahrdienst UberPop in Zürich eingestellt werden. In Basel und Lausanne transportieren Uber-FahrerInnen weiterhin ohne Lizenz.

Zürcher TaxifahrerInnen können aufatmen: Das App-Transportunternehmen Uber stellte sein Dumpingdienst UberPop in der Limmatstadt ein. Durch die digitale Konkurrenz, die Fahrten zu Billigpreisen anbot, verzeichneten die regulären TaxifahrerInnen Einkommenseinbussen von bis zu 40 Prozent. Der jahrelange Kampf und die Proteste der TaxifahrerInnen und der Gewerkschaften gegen Uber haben nun Wirkung gezeigt.

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Ein überfälliges Bündnis

Athanasios Karathanassis. Kapitalistische Produktion basiert auch auf der Ausbeutung der Tiere. Warum Tierbefreiung und Kapitalismuskritik zusammengehören. Anmerkungen zum Thesenpapier Marxismus und Tierbefreiung.

Warum es das vom Menschen massenhaft verursachte Leid der Tiere im Kapitalismus gibt, ist eine zentrale Frage, die sich das Bündnis Marxismus und Tierbefreiung (BMT) zunächst mit einer Kritik an dominierenden politisch-theoretischen Auffassungen stellt.
Während die moralische Verurteilung der Vorstellung der Höherwertigkeit der menschlichen Gattung auf einer Kritik der Ideologie der Ungleichwertigkeit basiert, allerdings ohne diese herzuleiten, zielt die im Thesenpapier thematisierte Rechtskritik darauf ab, dass die Behandlung der Tiere nur als Rechtsobjekte, nicht aber als Rechtssubjekte das Resultat der normativen Setzung der Tiere als Eigentum sei, womit der institutionalisierten Ausbeutung der Tiere qua ökonomischer Verfügungsgewalt der Weg geebnet werde. Mit dieser juristischen Festschreibung wird es legal, Tiere als (Privat-)Eigentum zu «behandeln» und Profit aus ihnen zu ziehen.

Moral, Recht und Ideologie
Die antispeziesistische Herrschaftskritik sieht den Speziesismus als das Ergebnis einer dualistischen Konstruktion von Gesellschaft und Natur bzw. Mensch und Tier. Diese schreibt «der Gesellschaft» jene Eigenschaften zu, die dem menschlichen Zivilisationsprozess förderlich waren – wie z.B. Wille und Rationalität, während zugleich die Seite «der Natur» mit alledem konnotiert wird, was in diesem Prozess verdrängt und zurückgelassen wurde, wie z.B. Triebhaftigkeit und Affektivität.
Das speziesistische Denken über die Tiere ist aber – so das BMT – nicht die Grundlage der Tierausbeutung, sondern vielmehr deren ideologischer Reflex. Den Ursprung dieser Ideologie oder ihre Funktion herleiten kann die antispeziesistische Herrschaftskritik nicht, womit sie (ebenfalls) phänomenologisch bleibt. So erscheint Tierausbeutung als Ergebnis eines verblendeten speziesistischen Bewusstseins – eine Sichtweise mit fatalen Konsequenzen in Bezug auf ihre praktisch emanzipatorischen Möglichkeiten: Eine auf die Befreiung der Tiere gerichtete politische Praxis ist dann primär eine Frage des richtigen Denkens, der moralischen Haltung und der Rechtsnormen, was heisst, dass z.B. FleischproduzentInnen und -konsumentInnen «nur» ihr speziesistisches Denken ablegen müssen, damit Tiere befreit werden können. Gesellschaftliche Praxis ist hier vor allem eine Frage des gesellschaftlichen Bewusstseins.
So bleiben die Kritiken der Moralphilosophie, der Rechtstheorie und auch die antispeziesistische Herrschaftskritik moralistisch, ideologisch oder juristisch-normativ, und verharren auf der phänomenologischen Ebene, wodurch sie nicht ausreichend erklären können, wie das ideologische Denken über Tiere oder ihr Eigentumsstatus in die Welt gekommen ist und vor allem, warum und in wessen Interesse Tiere in der kapitalistischen Gesellschaft ausgebeutet werden.

Das Tier im Kapitalismus – eine materialistische Kritik
Wie andere Naturstoffe werden Tiere unter anderem als Produktionsmittel, z.B. zur Produktion von Eiern und Fleisch, sowie als Arbeitsgegenstände, z.B. als Leder, angeeignet. Unter dem Kommando des Kapitals sind es LohnarbeiterInnen, die diese Art der Mehrwertproduktion ausführen, zu der in der Tierindustrie das millionenfache Töten sowie das Durchführen von Tierversuchen gehört. Das bedeutet, im kapitalistischen Produktionsprozess werden Tiere zum blossen Verwertungsmaterial, zur versachlichten Ware. So erkennt das BMT Gemeinsamkeiten: Die Profitproduktion basiert nicht nur auf der Ausbeutung der LohnarbeiterInnen, sondern auch auf der der Tiere. Mehr noch: Bei allen qualitativen Unterschieden zwischen der Ausbeutung von Menschen und Tieren ist auch die Leidensfähigkeit eine Eigenschaft, die Menschen und Tiere in ihrer Unterordnung unter das Kapital miteinander teilen. Der «Kampf für die Aufhebung dieser Verhältnisse muss daher den Kampf fu?r die Befreiung von Tieren und Natur einschliessen», womit ein emanzipatorisches Bündnis zumindest zwischen ArbeiterInnen-, Umwelt- und Tierbefreiungsbewegungen auf der Hand liegt.

Graduelle Differenzen
Der Mensch, der wie Tiere, natürliche Bedürfnisse wie Essen, Schlafen usw. befriedigen muss, unterscheidet sich – nach dem BMT – nicht absolut, sondern graduell vom Tier, was das Ergebnis eines Zivilisationsprozesses, einer politisch-ökonomischen sozialen Praxis ist, in der sich der Mensch aus der Natur herausarbeitet und damit einen Unterschied zu (anderen) Tieren selber «produziert». Neueste Ergebnisse der Tierverhaltensforschungbestätigen zwar den Subjektstatus zumindest einer Reihe komplexerer Lebewesen, womit graduelle Unterschiede auch aus dieser Richtung untermauert werden. Die graduellen Differenzen zwischen Tier und Mensch müssen allerdings spätestens in Bezug auf die Möglichkeiten ihres Verständnisses von Unterdrückungsverhältnissen und der daraufhin möglichen emanzipatorischen Praxis entscheidend relativiert werden. Das leistet das BMT, insbesondere um zu verdeutlichen, wer zur Befreiung der Tiere aktiv werden muss.
Menschen können im Gegensatz zu Tieren die gesellschaftlichen Bedingungen analysieren durch die sie zu Ausgebeuteten und Unterdrückten werden und daraus Schritte zur eigenen Befreiung ableiten. Menschen können daher das Subjekt ihrer eigenen Befreiung sein; Tiere – so das BMT – nur Objekt der Befreiung. Das erfordert allerdings Empathie und eine mit zutreffenden Argumenten bestückte, radikale Kritik, die konstruktiv sein muss. Das heisst, sie muss das Verbindende suchen, statt das Trennende hervorheben, damit endlich «die Produktivkräfte nicht weiter für Gewinne (…) weniger, sondern zum Nutzen aller entwickelt und angewandt werden», und damit durch ein «Bündnis zur Befreiung der Unfreien» diese Verhältnisse letztlich überwunden werden. Hierzu bedarf es keiner traditionellen politischen Parolen an exponierten Stellen des Thesenpapiers, die leicht als Rückfall in einen bzw. Apologetik eines obsoleten politischen Kampfmodus interpretiert werden könnten. Eine Abgrenzung zu traditionellen Konnotation wäre daher meines Erachtens sinnvoll.

Kapital-Tier-Beziehungen
Das Verständnis insbesondere über Ursachen der Mensch-Tier-Beziehungen im Kapitalismus ist ohne die Marxsche Kritik der Politischen Ökonomie nicht möglich. Die Darlegung bzw. Begründung dessen ist eine grosse Leistung des BMT-Papiers, wobei hier ein nicht unwichtiger Unterschied hervorgehoben werden sollte: Marxismus ist nicht gleichzusetzen mit der Marxschen Kritik der Politische Ökonomie. Während letztere durch ihre Qualität besticht, Hintergründe und Funktionsweisen der kapitalistischen Ökonomie und somit auch die Rolle des Tieres im Kapitalismus sowie Ursachen alltäglicher naturdestruktiver Verhältnisse aufdecken zu können, ist Marxismus oftmals eine historisch-politisch stark aufgeladene und weit interpretierbare Kategorie, die zumindest zur Gesellschaftsanalyse weniger geeignet und daher problematisch ist. Denn den Marxismus gibt es ebenso wenig wie die Deutschen oder die Männer, und die «Geschäftsgrundlage» selbsterklärter MarxistInnen ist (leider) zu oft weder eine materialistische Geschichtsauffassung noch die Marxsche Kritik der Politischen Ökonomie.
Nichtsdestotrotz liefert dieses sehr gut strukturierte und verständliche Thesenpapier unerlässliche Erkenntnisse zum tieferen Verständnis der Mensch-Tier-Beziehungen oder treffender der Kapital-Tier-Beziehungen, ohne die eine nachhaltige politisch-emanzipatorische Stossrichtung der Tierbefreiung kaum möglich sein wird.

Chávez’ bröckelndes Erbe 

Michael Wögerer. Die Rechte setzt auf Konfrontation und der Ölpreis liegt im Keller. Venezuela befindet sich in der schwersten innenpolitischen und wirtschaftlichen Krise seit Anfang der 90er Jahre. Wie kam es dazu und wie kommt das Land wieder auf den richtigen Weg?

Es vergeht kaum ein Tag ohne Nachrichten aus Venezuela. Während den internationalen Konzernmedien die Fortschritte der Bolivarischen Revolution in den letzten Jahren keine Zeile wert waren, ergötzt man sich nun am «Scheitern des Sozialismus des 21. Jahrhunderts». Auch viele, die bisher dem linken Transformationsprozess positiv gegenüber gestanden sind, gehen dabei dem medialen Dauerbeschuss auf dem Leim. Tatsächlich fällt es zunehmend schwer, den Überblick über die Situation in dem von Inflation, Korruption, Massenprotesten und politischen Morden gebeutelten südamerikanischen Staat an der Karibikküste zu bewahren.

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«Es ist Terrorismus»

Amy Goodman. In Charlottesville im Süden der USA wurde eine Gegendemonstrantin eines faschistischen Aufmarsches von einem Neonazi überfahren und getötet. Eine antirassistische Bewegung ist als Reaktion entstanden, die gegen die Symbole des ehemaligen Sklavenhalterstaats kämpft.

Heather Heyer wurde vor einigen Wochen in Charlottesville, im US-Bundesstaat Virginia, getötet, als ein Auto, das von einem mutmasslichen Neonazi gefahren wurde, in eine Menge raste. Das Opfer war Teil einer Gegendemonstration gegen einen Aufmarsch weisser FaschistInnen.

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Ein Kampf um die Stärkung der Partei

Patrik Köbele. Am 24. September finden in Deutschland die Bundestagswahlen statt. Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) wird sich zur Wahl stellen. Patrik Köbele, der Vorsitzende der DKP, berichtet über das Wahlprogramm und
die Strategiedebatten der Partei.

Mit grosser Sicherheit wird die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) nicht in den nächsten Deutschen Bundestag einziehen. Das verhindert schon die undemokratische 5-Prozent-Hürde im deutschen Wahlgesetz. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar gross, dass das Ergebnis der DKP irgendwo weit unterhalb von einem Prozent liegen wird. Trotzdem kandidieren wir. Warum?
Zuerst sind es politische Gründe. Die DKP hat sich ein Sofortprogramm erarbeitet, dass konsequent die Ursachen und VerursacherInnen von Krieg, Flucht und Armut benennt und das Forderungen beinhaltet, die der Instrumentalisierung der Flüchtenden zur Erhöhung der Konkurrenz unter den Ausgebeuteten entgegenwirkt. Dazu gehören der Bau von günstigen Wohnungen, 260 000 Arbeitsplätze im Gesundheitswesen, mehr Schulen, Lehrer-Innen, Kindergärten, Jugendzentren. Wer soll das bezahlen? Die VerursacherInnen von Krieg, Flucht und Armut, mit einer Millionärssteuer (in Deutschland leben über eine Million MillionärInnen), mit der Kürzung der Rüstung, dem Stopp aller Auslands-einsätze der Bundeswehr. Dieses Sofortprogramm ist einzigartig. Und einzigartig ist die Einordnung dieser Reformforderungen in eine revolutionäre Strategie. Diese Einzigartigkeit ist der erste Grund für unseren Wahlantritt.

Eine riesige Herausforderung
Der zweite ist unsere Schwäche. Wir schätzen ein, dass wir uns auf eine wachsende Aggressivität des deutschen Imperialismus nach innen und aussen einstellen müssen. Wenn wir uns weiter vorstellen, dass die DKP weiter an Stärke verliert, dann ist das eine schlimme Vorstellung. Wir müssen gegensteuern und begreifen deshalb den Antritt zu den Bundestagswahlen als einen Kampf um die Stärkung der Partei. Eine undemokratische Hürde der Herrschenden zwingt uns dabei zu einer Offensive in der Ansprache der Menschen. Um zur Wahl antreten zu können, benötigen in Deutschland kleine Parteien in jedem der 17 Bundesländer Unterschriften von WählerInnen. In den meisten Bundesländern jeweils 2000, insgesamt also über 30 000. Das ist für eine kleine Partei mit knapp 3000 Mitgliedern und teilweise schwachen Strukturen, wie das bei der DKP der Fall ist, eine riesige Herausforderung.
Wir haben das nicht überall geschafft, in zwei Bundesländern ist die DKP gar nicht angetreten, weil dort die GenossInnen im Zuge der strittigen Debatten in der DKP die Kandidatur ablehnten (trotz eines deutlichen Beschlusses des Parteitags). In 5 Bundesländern haben wir die Hürde der Unterschriften nicht erreicht. Ersteres ist ein Problem, weil sich die Frage der Verbindlichkeit von Beschlüssen stellt. Zweiteres ist nicht schön, aber die GenossInnen vor Ort sind keineswegs frustriert, auch sie waren mehr auf der Strasse und insgesamt wissen wir nun deutlicher, wie und wo die Probleme unserer Verankerung liegen.

DKP und Linkspartei
Manche Diskussion im Vorfeld unseres Beschlusses, zur Wahl anzutreten, dreht sich um die Frage, ob wir damit nicht der Partei Die Linke schaden würden. Einig waren wir uns, dass die Linkspartei, vor allem in der Friedensfrage bislang eine gute Rolle im Parlament gespielt hat. Einig waren wir uns, dass der Wiedereinzug der Linkspartei in den Bundestag zu begrüssen ist, auch, wenn es für die WählerInnen ein Problem ist, dass sie nicht wissen, ob sie mit ihrer Stimme die relativ konsequenten Teile unterstützen, oder diejenigen, die, wie beispielsweise Gregor Gysi für eine Regierungsbeteiligung mit SPD und Grünen, bereit sind, viele Grundsätze (auch in der Friedensfrage) über Bord zu werfen. Auch deswegen sahen wir die Notwendigkeit, den Wahlberechtigten eine konsequente Alternative anzubieten, um mit dem Wahlzettel Druck von links auf die Linkspartei ausüben zu können. Recht einig waren wir uns, dass eine Kandidatur der DKP mehr zur Politisierung des Wahlkampfs nach links hilft, denn sie uns selbst Stimmen bringt.
Was haben wir bislang erreicht? In zehn Bundesländern werden wir wählbar sein. Wir haben weit über 20 000 Unterschriften für unsere Kandidatur gesammelt. Die Partei war in den meisten Bundesländern wesentlich häufiger auf der Strasse und machte dabei gute Erfahrungen. Es gibt Interesse an uns und unseren Positionen und viel Unkenntnis. Das beginnt schon dabei, dass viele Menschen nicht mehr wissen, was die drei Buchstaben DKP bedeuten. Dem haben wir gegengesteuert. Das müssen wir nun fortsetzen, dafür haben wir neuen Mut und neues Selbstbewusstsein gewonnen.

Vorbereitung auf den Parteitag
Gleichzeitig bereiten wir unseren 22. Parteitag vor, der im März 2018 stattfinden wird. Wir haben uns das Ziel gestellt, dass er in der langen Auseinandersetzung in unserer Partei, die 2013 zu einem Führungswechsel geführt hat, in der dann 2015 der Charakter als marxistisch-leninistische Partei wieder bestätigt wurde, einen gewissen Meilenstein darstellen muss. Wir müssen das Aushöhlen des Prinzips der Verbindung der breiten Debatte mit der gemeinsamen Aktion beenden. Das bedeutet kein Ende der Debatte, aber die Überwindung der Fraktionsbildung. Im Wesentlichen wollen wir das durch die inhaltliche Debatte erreichen. Deshalb haben wir die Präzisierung unserer Strategie auf die heutige Zeit zum Mittelpunkt des Leitantrags an den 22. Parteitag gemacht.
Aus unserer Sicht ist das Wesen der Strategie der DKP seit 1968 grundsätzlich richtig. Sie baut auf den Überlegungen von Lenin, der kommunistischen Internationale und der KPD unter Thälmann, Pieck und Reimann auf. Sie knüpft an die strategischen Überlegungen der DKP seit der Neukonstituierung (nach dem KPD-Verbot 1956) 1968, unter der Führung von Kurt Bachmann und Herbert Mies. Wir wollen sie für die heutigen Verhältnisse fortschreiben und aktualisieren, nicht verwerfen. Gleichzeitig stellen wir fest, dass es Fragen zu dieser Strategie «von links» gibt. Fragen, die alle berechtigt sind. Fragen, die manchmal aber auch das Kind mit der Badewanne ausschütten. Immer dann nämlich, wenn Neben- oder Seitenaspekte der antimonopolistischen Strategie überhöht werden. Wenn eine Nebenfrage zum zentralen Wesen der Strategie gemacht werden soll. Dazu gehört sowohl die Frage nach Bündnismöglichkeiten mit nicht-monopolistischen Teilen der Bourgeoisie, die es gibt, aber für die KommunistInnen im Verhältnis zum Kampf um die Aktionseinheit der ArbeiterInnenklasse einen nachgeordneten Stellenwert hat. Dazu gehört auch die Bedeutung von Wahlen oder die Beteiligung an Regierungen. Letzteres brachte für RevolutionärInnen sehr widersprüchliche Erfahrungen. In den volksdemokratischen Ländern war sie bei einem durch die Rote Armee geklärten militärischen Kräfteverhältnis ein Weg über die antifaschistisch-demokratische Phase an die sozialistische Revolution heranzukommen. In den 30er Jahren waren Volksfrontregierungen Kampfregierungen gegen den Faschismus. In neueren Phasen wurden kommunistische Parteien oft integriert und als Feigenblatt missbraucht.

Gegenwärtige Kampfetappe
Im Leitantrag bestimmen wir die konkrete Kampfetappe, also die Etappe der Entwicklung des Imperialismus heute, aber auch das Kräfteverhältnis zwischen Arbeit und Kapital sowie zwischen Monopolkapital auf der einen, der ArbeiterInnenklasse und den nicht-monopolistischen, antiimperialistischen Kräften auf der anderen Seite. Wir stellten dabei fest, dass ein Blick auf die heutige Situation nicht ausreicht. Wir untersuchen deshalb die Entwicklung des Imperialismus in seinen verschiedenen Etappen.
In der Gesamtheit kommen wir zum Ergebnis, dass wir uns in einer Etappe der Entwicklung des Imperialismus befinden, die in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann und die, verstärkt durch die konterrevolutionäre Zerschlagung des Sozialismus in Europa, zu einer Offensive des Imperialismus geführt hat, die bis heute anhält. Seit Beginn der Krise 2007 zeigt diese Risse, führt zu stärkeren innerimperialistischen Widersprüchen, ohne dass es der ArbeiterInnenbewegung, national, in Europa oder weltweit gelungen wäre, diese soweit auszunützen, dass der Offensive des Imperialismus bereits starker Gegendruck entgegengesetzt werden konnte. Die zunehmenden Widersprüche im Lager der Herrschenden bieten dafür mehr Spielraum, erhöhen aber auch die Gefahren von Aggressionen innerhalb des imperialistischen Lagers, von Stellvertreterkriegen oder Kriegen gegen mögliche Konkurrenten bzw. um Einflusssphären.

Eine Wende erkämpfen
Aus dieser Analyse und der Feststellung, dass sich in den Zentralen des Imperialismus ein, wie es bereits Lenin nannte, «staatsmonopolistischer Kapitalismus» herausgebildet hat, in dem die ökonomische Hauptstruktur des Imperialismus, die Monopole mit dem imperialistischen Staat zu einer nicht widerspruchsfreien Einheit verschmelzen, halten wir an den Grundsätzen der leninschen Theorie fest, dass der Hauptstoss gegen die Hauptstruktur des heutigen Kapitalismus, die Monopole und den «Stamokap-Staat», zu richten ist und nach Wegen der Heranführung an die proletarische Revolution gesucht werden muss.
Wir halten daran fest, dass es das strategische Ziel der jetzigen Etappe ist, Wege zu finden, mit der die ArbeiterInnenbewegung, die antiimperialistischen und antimonopolistischen Kräfte, die Kräfte des Friedens und des Antifaschismus aus der Defensive herauskommen können. Es geht darum, die Offensive des Monopolkapitals zu stoppen, Gegenkräfte zu formieren. Es geht darum eine Wende zur Friedens- und Abrüstungspolitik, zu demokratischem und sozialem Fortschritt zu erkämpfen, wie wir es in der Überschrift des Leitantrags formulieren.
Das hat nichts mit Transformationsstrategie zu tun. Wir bauen diese Überlegungen seit unserer Gründung in eine revolutionäre Strategie ein, die natürlich davon ausgeht, dass die notwendige sozialistische Revolution die Ergreifung der politischen Macht durch die ArbeiterInnenklasse im Bündnis mit anderen antimonopolistischen Schichten erfordert. Dies ist die Voraussetzung, um der herrschenden Klasse die Quelle ihrer Macht, die Produktionsmittel zu entreissen und eine Gesellschaft und Ökonomie aufzubauen, die mit Profit- und Konkurrenzsystem bricht.
Nun steht dieser Leitantrag in der DKP zur Debatte. Wir wissen, dass die kollektive Weisheit der Gesamtpartei grösser ist als die kollektive Weisheit des Parteivorstands. Deshalb sind wir sicher, dass die Debatte in der Partei den Antrag noch weiter qualifizieren wird. Der 22. Parteitag wird dann bilanzieren. Das Eingreifen in den Bundestagswahlkampf, den Kampf um die Stärkung der Partei und den Kampf um eine strategische Orientierung der DKP in einem der mächtigsten imperialistischen Länder unserer Zeit.

 

G20-Riots und Revolution

Peter Nowak. Bei den linken Stellungnahmen zu den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg gibt es eine Leerstelle:  Es wird nicht gefragt, welche Aufgaben sich für eine radikale Linke aus Aufständen ergeben. Und der Bezug zur Oktoberrevolution vor hundert Jahren wurde bisher nicht hergestellt.

In den vergangenen Wochen gab es in Deutschland eine mediale Hetzjagd auf Linke, die mehr wollen, als das Land nach den Bundestagswahlen im Bündnis mit Grünen und SPD zu verwalten. Anlass für die aktuelle Hetze waren die massiven Proteste der militanten radikalen Linken gegen den G20-Gipfel in Hamburg. «Bevor etwas verstanden wird, wird über die moralische Empörung schon die Endstufe der Auseinandersetzung mit den Ereignissen definiert. Das ist Herrschaftspolitik: Das Herstellen einer Situation des Bekenntniszwangs und der Druck zur staatstreuen Konformität», so die Kritik des Hamburger Verlegers Karlheinz Dellwo.

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