Nicht nur schöne Worte machen

dab. Nach Zürich, Bern und Genf setzt sich jetzt auch die Bieler Politik mit Hausbesetzungen und Zwischennutzungen auseinander. Für die städtische Volksinitiative «Leerraum beleben! (Zwischennutzungsinitiative)» sammeln linke AktivistInnen jetzt Unterschriften.

Die Forderung nach niederschwelligen Freiräumen ohne Konsumzwang war schon 1968 da und entspricht auch heute noch einem Bedürfnis. Besetzt man Häuser, um sie bis zum Abriss zum Wohnen, Arbeiten und zur Kulturproduktion zu nutzen, riskiert man aber polizeiliche Räumung und Umtriebe mit der Justiz. Wer ein Haus besetzt, begeht Hausfriedensbruch, möglicherweise auch Sachbeschädigung. » Weiterlesen

Zwischen uns keine Grenzen

Amanda Ioset. Die Zwangsmassnahmen gegen Personen ohne geregelte Aufenthaltsbewilligung nehmen ständig zu. Es ist notwendig, Gegensteuer zu geben. So haben verschiedene Organisationen eine Kampagne lanciert mit dem Ziel, eine oft verkannte Realität aufzuzeigen.

Am 7. September hat die togoische Diaspora in der Schweiz eine Pressemitteilung verschickt, die bei den Medien auf wenig Interesse gestossen ist. Informiert wurde über eine unhaltbare Situation: Ein Bauingenieur aus Togo, dessen Asylantrag vom Staatssekretariat für Migration abgelehnt wurde, befindet sich seit dem 19. Mai 2017 in Ausschaffungshaft im «Centre LMC» in Granges im Kanton Wallis. Seit dem 21. August 2017 ist nun Kossi Parfait Siabi in den Hungerstreik getreten, um gegen seine Inhaftierung und seine Ausschaffung zu protestieren. In seinem Heimatland droht ihm grosse Gefahr wegen seines politischen Engagements. » Weiterlesen

«Die ethnische Justiz Spaniens»

Hier die Infos zu den Aktionswochen

 

Free Nekane. Nekane Txapartegi – Feministin, Revolutionärin, Baskin. Sie sitzt seit April 2016 in zürcherischen Gefängnissen in Auslieferungshaft. Wegen ihrer politischen Arbeit wurde sie in Spanien gefoltert. Obwohl die Folter gut belegt ist, soll sie durch die offizielle Schweiz wieder an ihre PeinigerInnen übergeben werden. Weshalb die spanische «Justiz» diesen Namen nicht verdient, erklärt sie in einem ihrer «Gefängnisbriefe».

Nein, ich habe die Begriffe nicht verwechselt, ich meine «ethnisch», nicht «ethisch». Ethik ist im spanischen Staat weder in der Politik noch in der Justiz auszumachen. Gerade wird die Bildungsreform Lomce durchgesetzt, die den Ethikunterricht streichen und die religiöse Erziehung ausbauen will.
Mit dem folgenden Beispiel möchte ich aufzeigen, wie die spanische Justiz je nach ethnischer Identität von verurteilten Personen unterschiedlich agiert. Es geht um zwei Personen, die beide im Baskenland geboren wurden. Auf der einen Seite ist da Iñaki Urdangarin, geboren in Goierri, er hat eine spanische Identität. Auf der anderen Seite bin ich, Nekane Txapartegi Nieve, geboren in Tosaldea, ich identifiziere mich als baskische Frau. Aktuell halten wir uns beide in der Schweiz auf. Ich bin bekanntlich in Zürich in Auslieferungshaft, Iñaki wohnt zusammen mit seiner Frau Cristina, der Tochter des früheren Königs Juan Carlos I. am Genfersee. Wir beide wurden von der spanischen Justiz verurteilt, aber die Auswirkungen davon könnten unterschiedlicher nicht sein.
Ich wehre mich zusammen mit vielen anderen BaskInnen gegen die Kolonisierung des Baskenlandes und die Repression durch den spanischen und französischen Staat. Ich wurde aus diesem Grunde verhaftet und in den spanischen Kerkern gefoltert und vergewaltigt. Iñaki dagegen, der sich entschied, Freund von den franquistischen Erben zu sein, wurde der rote Teppich bis zum Palast der Bourbonischen Monarchie ausgerollt. Er heiratete eine Tochter des Königs, der notabene von Diktator Franco als Nachfolger auserkoren wurde. Mein ganzes Leben wehrte ich mich gegen die Ungerechtigkeit, die ich als weibliche, baskische Arbeiterin in den Folterkellern erlebt habe. Ich kämpfe für die Freiheit meines Landes, während Iñaki seinen üppigen Lebensunterhalt mit der Spekulation darüber verdiente. Über uns beide wurde von der Audiencia Nacional ein Urteil verhängt, aber mit zweierlei Mass.
Ich wurde als Baskin in einem politischen Prozess verurteilt. Einziger Beweis im Prozess: Aussagen, die ich unter Folter während der fünftägigen Incomunicado-Haft in den Händen der Guardia Civil ablegte. Ich wiederrief die erfolterten Aussagen sofort. Während des Gerichtsprozesses erkannte und benannte ich mehrere meiner Folterer und Vergewaltiger, aber das Gericht interessierte sich nicht dafür. Gegen die Folterer wurde nicht ermittelt. Das Ziel war es einzig und allein, meine baskische politische Dissidenz zu bestrafen und ein Exempel zu statuieren. Nachdem ich zu 11 Jahren Haft verurteilt wurde (später wurde das Urteil auf 3 Jahre und 6 Monate reduziert), flüchtete ich. Auf keinen Fall wollte ich in die Hände meiner Peiniger zurückkehren. Nach mehreren Jahren im Exil zusammen mit meiner Tochter wurde ich in Zürich erneut verhaftet. Diese Verhaftung kam nur zustande, weil die spanische Polizei ein Jahr lang illegal auf Schweizer Boden nach mir gefahndet hat. Die Schweizer Behörden interessieren sich jedoch nicht für die Aufklärung dieser illegalen Aktivitäten in ihrem Territorium. Während vielen Monaten muss ich die harten Bedingungen der Schweizer Auslieferungshaft nun schon über mich ergehen lassen. Die Beamtin, die mich im Asylverfahren befragt hat, scheint ein grosser Fan des spanischen Staates zu sein. Für sie ist alles legitim, was die Folterer machen und die spanischen Gerichte entscheiden. Die Verfolgung, die ich als Baskin erleide, die gut dokumentierte Folter und die sexualisierte Gewalt, die ich als Frau erlitten habe, das politisch motivierte und unverhältnismässige Urteil gegen mich – all dies scheint ihr keine angemessene Begründung für politisches Asyl zu sein.
Gleichzeitig wurde Iñaki von der Audiencia Nacional wegen Korruption zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Aber Iñaki hat keine Angst, eingeknastet zu werden, er muss nicht flüchten, da die spanische Justiz seine ethnische Identität nicht verfolgt. So lebt Iñaki aktuell in einer Villa am Genfersee, sein Bankkonto ist voll und er hat keinerlei Angst, ausgeliefert zu werden. Man kann die Zukunft nicht voraussagen, aber ich behaupte jetzt mal, dass der spanische Staat die Auslieferung von Iñaki nicht anfordern wird. Auch nicht, wenn das Oberste Gericht ein endgültiges Urteil gesprochen hat. » Weiterlesen

Stadtlandschaften massakrieren?

dab. Eine breite Bewegung gegen den A5-Westast, der in die Stadt Biel gebaut werden soll, fordert «Bäume und Häuser statt Autobahn». Die Demo «Biel wird laut! Bienne debout!» findet statt am Samstag, 23. September in der von neoliberalen SuperzerstörerInnen bedrohten Stadt.

Wird die vierspurige Autobahn mit Anschlüssen realisiert, wäre das, wie wenn in Bern der Wankdorf-Autobahnanschluss neben dem Bahnhof gebaut worden wäre. Die gigantische und teure A5-Westast-Umfahrung soll Biel und Nidau zwischen Stadt und See verschandeln und alibimässig mit Grünzonen und Langsamverkehr kaschiert werden. 2020 soll Baubeginn sein.

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Sand in die Augen

Salika Wenger. Das rechte Kantonsparlament von Genf hat einen Gegenvorschlag zur Initiative für eine kantonale Zahnversicherung präsentiert. Die PdA Genf, die die Initiative lanciert hat, lehnt diesen Gegenvorschlag entschieden ab.

Nach den Kantonen Waadt, Neuenburg und Wallis wurde auch in Genf eine Volksinitiative eingereicht, um eine kantonale Zahnversicherung einzuführen. Die Partei der Arbeit (PdA) Genf konnte 2016 erfolgreich 18 000 Unterschriften zusammentragen. Während die Kantonsregierung vorgeschlagen hat, die Initiative alternativlos abzulehnen, hat die rechte Mehrheit des Kantonsparlaments, die sich der Popularität der Vorlage bewusst war, nun entschieden, einen Gegenvorschlag vorzulegen. Was der beinhaltet, ist klar: Der Gegenvorschlag hat nichts mit einer Versicherung zu tun und er darf nichts kosten…

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Postchef/in 100% gesucht

tai. Im Rahmen einer scherzhaften Aktion – der Postchefin Ruoff wurde kurzerhand gekündigt – machte das Komitee «Touche pas à ma Poste, Vaud» aus PdA und Syndicom auf ein wenig spassiges Thema aufmerksam: dem anhaltenden Poststellenabbau.

Letzte Woche hat Susanne Ruoff, die Chefin der Schweizerischen Post, selber einmal dicke Post bekommen: «Infolge der Ankündigung Ihres Vorhabens, zahlreiche Poststellen zu schliessen, haben wir, das Komitee Touche pas à ma Poste, Vaud, entschieden, Ihnen mit sofortiger Wirkung, ohne Rekursmöglichkeit und ohne Entschädigung zu kündigen», heisst es in dem eingeschriebenen Brief.

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Erkämpfen wir den Sozialismus!

Aufruf zur Gründung der Kommunistischen Jugend Schweiz

Die Welt brennt. Seit der Konterrevolution in den osteuropäischen Ländern, dem Untergang des Realsozialismus, weiten sich die imperialistischen Kriege immer weiter aus. Die KapitalistInnen haben freie Bahn. Für Bodenschätze wie Erdöl und geostrategische Vormachtstellungen werden ganze Landstriche dem Erdboden gleichgemacht. Terroranschläge sind Reaktionen darauf und werden zum Vorwand genutzt, um die Überwachung auszubauen und demokratische Rechte abzubauen – und um weiter Krieg zu treiben. Die Krisenherde werden von den Regierungen in den imperialistischen Staaten angeheizt. Wer den Profitinteressen der Grosskonzerne im Weg steht, der steht auf der Abschussliste.
Ganze Weltregionen werden zerstört und die Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung verschlechtern sich. Die kapitalistische Wirtschaft kommt auch nach 10 Jahren nicht aus der Krise heraus. Es sieht düster aus. Eine Massenentlassung folgt auf die andere. Keine Arbeitsstelle ist mehr sicher. In der Schweiz wie in Europa und den anderen imperialistischen Zentren werden die Sozialleistungen gestrichen, die Mieten und Lebenskosten steigen und die Löhne stehen unter Druck. Gleichzeitig verschaffen sich die Reichen und UnternehmerInnen mittels Parlament ein Steuergeschenk nach dem anderen und schaffen sich immer mehr Privilegien.
Die ökonomische Logik ist in diesem System bestimmend. Die Profitmaximierung ist die treibende Kraft der kapitalistischen Gesellschaft. Die Grosskonzerne beherrschen die Wirtschaft; ihre Interessen dominieren unsere Gesellschaft. Die gesellschaftlichen Probleme, ob lokal oder global, werden immer drängender, doch gemacht wird nur etwas, wenn der Geldbeutel nicht bedroht ist. Es werden Sündenböcke gesucht für Probleme, die man nicht ernsthaft angehen will. Ob für die Zerstörung der Umwelt oder für explodierende Gesundheitskosten: Schuld sind die Minderheiten, die Fremden, die Andersdenkenden, die sozial Schwachen.
Der Kapitalismus löst keine Probleme – er schafft sie. Die ArbeiterInnenbewegung liegt am Boden, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Der Kapitalismus schafft sich nämlich auch seine eigenen TotengräberInnen. Immer mehr Leute begreifen, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Die Jugend regt sich und beginnt, sich für den Sozialismus zu begeistern. Wir müssen den Sozialismus erkämpfen, eine Gesellschaft, die auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet ist, nicht auf den Profit. Die Arbeitenden müssen die Macht den KapitalistInnen, den Reichen entreissen und damit die Ausbeutung der Menschen durch die ChefInnen beenden. Die Organisationen und Bewegungen für den Fortschritt, für die Befreiung der Arbeitenden und der unterdrückten Völker müssen sich zusammenschliessen und gemeinsam kämpfen. Das betrifft insbesondere die Jugendlichen. Neben der revolutionären Partei – in der Schweiz ist das die Partei der Arbeit (PdA) – braucht es auch eine revolutionäre Jugendorganisation: Die Kommunistische Jugend.
In verschiedenen Kantonen existiert sie bereits, in anderen ist sie dabei, sich zu formieren. Damit unsere politische Arbeit besser vernetzt und koordiniert werden kann, gründen wir als nationale Organisation die Kommunistische Jugend Schweiz/Jeunes POP Suisse.
Dazu werden wir uns gemeinsam mit GenossInnen der verschiedenen Sektionen und mit Interessierten am Samstag, dem 23. September 2017 um 14.00 Uhr in der Brasserie Lorraine in Bern treffen. Nehmt teil, auch wenn es in eurem Kanton noch keine Kommunistische Jugend gibt! Alle jungen PdA-Mitglieder, SympathisantInnen und Interessierte sind herzlich eingeladen! Für Frieden und Sozialismus!
ANMELDUNG ERFORDERLICH! Weitere Infos

KOMMUNISTISCHE JUGEND ZÜRICH
KOMMUNISTISCHE JUGEND ZUG
JEUNES POP NEUCHÂTEL
JEUNES POP VAUD

Sozialarbeit, Politik, Systemkritik

Alain Bringolf. In Neuenburg bietet die Partei der Arbeit (PdA) der Bevölkerung Unterstützung mit verschiedenen sozialen Beratungen und Diensten. Beobachtungen und Betrachtungen aus der Mitte der neoliberal gebeutelten Gesellschaft.

Dank ihrem jahrzehntealten sozialen Angebot hat die PdA Neuenburg konkrete Einblicke in die für viele harten wirtschaftlichen Bedingungen. Schliesslich gehört es zu den politischen Grundsätzen der Partei, dass der Bezug zwischen Theorie und Praxis so intensiv wie möglich sein soll. Und es geht darum, die offizielle Fachsprache den Betroffenen verständlich zu machen. Dies damit in diesen schwierigen Zeiten auch Leute mit bescheidenen finanziellen Möglichkeiten die nötigen Schritte unternehmen können, um ihre Rechte geltend zu machen.

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Google zensiert Linke

Andre Damon/Niles Niemuth. Seit der Internetmonopolkonzern Google vor einigen Monaten angekündigt hat, gegen «Fake News» in den Suchresultaten vorzugehen, sind die weltweiten Zugriffe einer Reihe von linken und progressiven Webseiten signifikant gefallen.

Im April hatte Google angekündigt, dass es Änderungen in seiner Suchdienstleistung vornehmen würde, die den Zugang zu Information von «tiefer Qualität» wie «Verschwörungstheorien» und «Fake News» erschweren würde.

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Ziel: Wirtschaft stabilisieren

André Scheer/Redaktion. Nachdem in Venezuela die Constituyente ihre Arbeit aufgenommen hat, sind die gewaltsamen Proteste gegen die Regierung abgeflaut. Die Constituyente hat nun einen Dialog über das Wirtschaftsmodell innerhalb eines konkreten Zeit- und Arbeitsplans gestartet.

Mehr als einen Monat nach der Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung, der Constituyente, am 30. Juli und dem Beginn ihrer Arbeit am 4. August hat sich in Venezuela die innenpolitische Lage spürbar stabilisiert. Nahezu über Nacht ist die Welle gewaltsamer Proteste der Opposition zu Ende gegangen.

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Protest im Keim ersticken

Rote Hilfe. Bei den ersten Prozessen gegen G20-Protestierende sind die Urteile unverhältnismässig hoch ausgefallen, unter anderem eine Haftstrafe von zwei Jahren und sieben Monaten. Die Urteile sind Teil der Repression gegen linke AktivistInnen.

Die ersten beiden Verhandlungen nach dem G20-Gipfel in Hamburg haben stattgefunden und machten erwartungsgemäss deutlich, dass die Repression gegen linke AktivistInnen auch nach dem Gipfel fortgesetzt wird. Ein 21-jähriger Niederländer wurde für zwei Flaschenwürfe auf einen Berliner Polizeibeamten zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt.

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Ein Fest für alle

T.B. Die Kommunistische Partei Portugals hat in Lissabon das grösste Fest der KommunistInnen in Europa durchgeführt: das Festa Avante. Reisebericht des Delegierten der Partei der Arbeit.

Drei Tage tanzende, singende, diskutierende Menschen. Insgesamt etwa 500 000! Ich hatte die grosse Ehre, als Delegierter der Partei der Arbeit Anfang September teilzunehmen. Überwältigend die grossartige Stimmung, die vielen interessanten Gespräche, nicht nur mit den portugiesischen GenossInnen, sondern auch international. Es waren etwa 60 (!) internationale Delegationen vor Ort.

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Griechische Falle

Salvatore Pittà. Mehrere EU-Länder wollen es ab September der Schweiz nachtun: Asylsuchende wieder nach Griechenland zurückschaffen. Dort kämpfen sie verzweifelt gegen die unhaltbaren Zustände, grösstenteils fernab
der Öffentlichkeit.

Vorausgesagt wurde es im März dieses Jahres, die Bestätigung kam vom griechischen Migrationsminister mitten in der Sommerpause: Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Holland und Norwegen haben gestützt auf das Dubliner Abkommen bereits Hunderte von Rückübernahmegesuche an Griechenland gestellt, die Rückschaffungen sollen jetzt, im September beginnen.

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Ausschwärmende Solidarität

Salvatore Pittà. Von der Räumung bedroht, wächst das City Plaza Hotel in Athen immer mehr zu einem transnationalen Unterstützungsprojekt, bei dem die Flüchtlinge die Hauptrolle übernehmen.

Seit Juni dieses Jahres ist das City Plaza Hotel in Athen von der Räumung bedroht. Nachdem dessen Besitzer im Zuge der griechischen Wirtschaftskrise Pleite gegangen war, stand das Gebäude sieben Jahre leer – bis es im April 2016 von MigrantInnen und deren Unterstützenden besetzt wurde. Seitdem leben jeweils an die 400 Personen aller Nationalitäten, Alter, Geschlechterdefinitionen etc. darin und bilden so eine selbst organisierte Alternative zur menschenunwürdigen Unterbringung staatlichen Ursprungs (siehe vorwärts, 21. Oktober 2016):

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Im plombierten Wagen durch Deutschland

Der Wagen, der Lenin und seine KampfgefährtInnen nach Russland brachte

Karl Radek. Die russischen EmigrantInnen in der Schweiz mussten bei Ausbruch der Revolution schnellstens zurück. Der österreichische Revolutionär Karl Radek erzählt 1924, wie die Reise Lenins und der Bolschewiki durch Deutschland gelungen ist und was sie dabei erlebt haben.

Als Wladimir Illjitsch Lenin nach der Februarrevolution 1917 in der Schweiz zu der Überzeugung kam, die Ententemächte würden ihm und seinen Genossen niemals die Durchreise nach Russland gestatten, standen noch zwei Wege offen: Entweder versuchte man illegal durch Deutschland zu fahren oder aber man reiste mit Wissen der Behörden.
Die illegale Durchreise war mit dem grössten Risiko verbunden, da man erstens sehr leicht lange Zeit aufgehalten werden konnte, dann aber wusste man auch nicht, wo die Schmuggler, deren Dienste man benutzen musste, aufhörten, und wo die Spione der deutschen Regierung anfingen. Wenn sich die Bolschewiki zu einem Abkommen mit der deutschen Regierung hinsichtlich ihrer Durchreise verstanden, musste es in aller Öffentlichkeit geschehen, um die Gefahr zu vermindern, welche diese ganze Affäre gegen Lenin als den Führer der proletarischen Revolution heraufbeschwören konnte.

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Fritz Platten: Bolschewik und Schweizer?

Urs Rauber/Redaktion. Fritz Platten kennt man heute höchstens noch als Organisator der berühmten Reise Lenins im plombierten Zug durch Deutschland. Doch wer steckt hinter dieser widersprüchlichen Persönlichkeit, die sich vom SP-Parteibüro in den Aufbau der Sowjetunion stürzte.

Heute ist der Name Fritz Plattens aus dem aktuellen Bewusstsein der Schweizer Arbeiterschaft verschwunden. Blättert man jedoch in Zeitungen der Jahre 1912 bis 1922 oder in historischen Darstellungen, stellt man sogleich fest, welch bedeutende Rolle Platten damals gespielt haben musste. Über kaum einen Kommunisten dieses Landes – ausser vielleicht Jules Humbert-Droz – ist beim Recherchieren derart viel Material zu finden wie über ihn.
Das widersprüchliche Bild des Gefährten Lenins in der Schweiz fasst Leonhard Haas, der frühere schweizerische Bundesarchivar, wohl treffend zusammen: «Den bürgerlichen und gemässigten sozialistischen Schweizern war Platten ein gefährlicher Revoluzzer und allein schon wegen seiner bohemehaften Aufmachung mit schwarzem Schlapphut und wallender Pelerine eine ärgerliche Gestalt im helvetischen Alltag. Lenin aber war er zu mild, zu schweizerisch verbindlich nach fast allen Seiten.»

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Gegen Macho-Kultur und Moralismus

Gabriel Kuhn. Hillbillys und Rednecks gelten als rechte HinterwäldlerInnen, doch in den USA organisieren sich immer mehr weisse ArbeiterInnen gegen Kapitalismus und Rassismus. Die Organisation Redneck Revolt schliesst Waffentraining in ihren Kampf gegen den Klassenfeind ein.

Zu Beginn der 1990er Jahre lebte ich in Phoenix, Arizona. Der US-Bundesstaat stand damals im Kreuzfeuer antirassistischer Kritik, weil Martin Luther King Day nicht als offizieller Feiertag galt. «Seeing people smile wild in the heat? (…) What’s a smiling face when the whole state’s racist?», rappten Public Enemy in dem Song «By the time I get to Arizona», dem Soundtrack meines Aufenthalts. Vor Ort passierte politisch wenig. Selbst eine vermeintlich progressive Bewegung wie «Earth First!» sprach sich gegen Einwanderung aus – schliesslich galt es, die Natur zu verteidigen.

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